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Wiederaufbau in der Provinz Sofala

Noch ist der Zyklon nicht vergessen …

Während sich unsere Medien bald anderen Themen zuwandten, ist der Zxklon Idai und sein „Nachfolger“ Kenneth in der Provinz Sofala noch lange nicht vergessen. In den März-Tagen des Jahres 2019 verloren die Menschen des Bezirks Nhamatanda in der Provint Sefala ihre ganze Habe, das Dach über dem Kopf – viele von ihnen auch das Leben.

Eine offizielle Schadensmeldung in Mosambik unmittelbar nach der Katastrophe stellte fest, dass insgesamt mehr als 1,5 Mio. Menschen von Idai betroffen waren, davon in Sofala 1,19 Mio. Der materielle Schaden wird auf insgesamt 1,4 Mrd. USD geschätzt.

Das UN-Entwicklungsprogramm UNDP in Zusammenarbeit mit der Regierung Mosambiks und anderen Partnern setzte unverzüglich das Programm „Recovery Facility Mechanism“  /RFM/ (1) in Gang.

In diesem Rahmen startete auch ADPP das Projekt “Lebensunterhalt und ökonomische Sanierung für 3.000 Farmer-Haushalte im Bezirk Nhamatanda”, um mit einem Ansatz auf Gemeindeebene Wiederaufbau-Aktivitäten zu setzen, die die Resilienz des Lebensunterhalts und nachhaltige wirtschaftliche Erholung der Familien bei gleichzeitigem Schwerpunkt auf Gender-Gleichheit, Inklusion, Solidarität und „grünes Wachstum“ zum Ziel haben.

Begünstigt sind insgesamt 2.250 Bauern / Bäuerinnen in 45 Kleingenossenschaften, die aus dem bereits abgeschlossenen ADPP-Farmers‘ Clubs-Projekt hervorgegangen waren, 250 Bauern / Bäuerinnen aus 7 anderen lokalen Bauernvereinigungen und 500 Familien im Wiederansiedelungszentrum Cheia.

In einer Schnellanalyse ermittelte ADPP den Bedarf in den Gemeinden und legte die Prioritäten fest: Anschaffung landwirtschaftlicher Produktionsmittel – von Low-cost-Bewässerungssystemen bis Verarbeitungsanlagen (Maismühlen, Reisschälanlagen…) – Absatz landwirtschaftlicher Produkte, Schneidern neuer Kleidung …

Die „Cash for Work“ Initiativen

Erfolgreich förderte das ADPP-Projekt Gemeinde- und Frauenspezifische „Cash for Work“ (2)-Initiativen, die den 3.000 Begünstigten im Projekt zugutekamen. Für ihre Mitarbeit z. B. bei der Straßenräumung, Wasserableitung und Wiederherstellung öffentlicher Einrichtungen erhielten die Bauern / Bäuerinnen Werkzeuge, Saatgut für die Regen- und die Trockenzeit, 7 solar-betriebene Bewässerungsanlagen sowie 11 Maismühlen und 3 Reisschälanlagen.

Im Rahmen dieser Initiative wurden 200 km Straßen wiederhergestellt, öffentliche Plätze geräumt, die Areale für Gemüseanbau ausgedehnt, 1.391 Abfallgruben eröffnet, 991 Latrinen gebaut und 23 „Wassertürme“ für die Low-cost-Bewässerungssysteme gebaut. Es war Teil der Projektstrategie, die lokale Wirtschaft und die soziale Inklusion durch direkte Zahlungen und Aushändigung von Geräten und Ausrüstungen zu stimulieren.

(1) Zur Sanierung bestehender Einrichtungen
(2) Zeitarbeitsinitiativen

Es ist ADPP gelungen, Mikro-, Klein- und Mittelbetriebe zu reaktivieren und zu stärken und darüber hinaus weitere Einkommen generierende Initiativen zu setzen: Eine Gruppe von Frauen bekam 30 Ballen Secondhand-Kleidung – d. s. ca. 1,2 Tonnen – für den Verkauf auf dem lokalen Markt und 30 Nähmaschinen. Damit reparierten sie Kleidung und stellten Kleidung her. Der Verkauf von Mais, Reis, Bohnen, Hühnern lief wieder an. ExxonMobil und das „Jewish Joint Distribution Committee“ finanzierten den Bau von 25 Marktständen, 20 in Nhamatanda und 5 in Tica.

Saatgut sichert die Ernährung

Das Projekt verteilte Saatgut unter „seinen“ Bauern / Bäuerinnen, damit sie sich rasch von der Katastrophe erholen konnten und mit Zuversicht in die kommende Erntesaison – beginnend im April 2021 – gehen konnten. Diese Unterstützung mit Saatgut wird es den Bauern / Bäuerinnen ermöglichen, den „normalen“ Produktionskreislauf wieder aufzunehmen.

Der Salat blüht und gedeiht wieder

Eine flankierende, jedoch sehr wesentliche Maßnahme war die Ausbildung der Bauern / Bäuerinnen in nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktion. Das Projekt konzentrierte sich hierbei auf die 250 Mitglieder der 7 lokalen Bauernvereingungen, denn die Mitglieder in „unseren“ 45 Farmers‘ Clubs hatten dieses Training bereits erhalten.

Infolge der neuen Methoden stieg der Ertrag der Salatäcker pro Vereinigung von Juli auf Oktober um 10 % auf 550 kg, und auch die Krauternte fiel um 15 % besser aus (286 kg pro Vereinigung).

Eine Aufzählung aller Maßnahmen würde diesen Rahmen sprengen; hier in Stichworten einige wichtige:

Marktkomitees für das Tagesmanagement der Märkte wurden geschaffen. Eine ihrer Aufgaben ist es, dafür zu sorgen, dass die StandbetreiberInnen die COVID-19 Sicherheitsbestimmungen einhalten. Auf den Märkten wurden Handwaschanlagen und Seifenspender installiert.

Die Gründung von 30 Spar- und Kreditvereinen war geplant, doch war das Interesse so groß, dass es schließlich 35 wurden. 71% der insgesamt 810 Mitglieder sind Frauen!

In einer angespannten Situation, in der Menschen alles verloren haben, Häuser, Infrastruktur, die Ernte verwüstet sind, war und ist die Unterstützung durch ADPP von grundlegender Bedeutung dafür, dass die Menschen wieder auf die Beine kommen und einen Neubeginn setzen.

Wir werden Idai und Kenneth noch lange nicht vergessen können, aber auch hier heißt es: „Wir lassen uns nicht unterkriegen!“

LEBEN IN VERÄNDERUNG: FRAUEN IM WIEDERAUFBAU

Helena und Celestina, eine junge und eine ältere Frau aus Lamego, hatten durch den Zyklon Idai bis auf das Letzte alles verloren. Über ihren Weg aus der Katastrophe erzählen sie hier:

Helena: Obdachlos mit zwei Neugeborenen

Helena Raúl ist 34 Jahre alt und Mutter von 7 Kindern. Sie und ihre Familie haben durch den Zyklon Idai alles verloren. Während er durch das Land fegte, musste Helena ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo sie ihre Zwillingssöhne Moses und Noah zur Welt brachte. Da stand sie nun da, mit zwei Neugeborenen und fünf weiteren Kindern – obdachlos, in wahrlich ernsthaften Schwierigkeiten! Erst als sich ADPP im Rahmen des RFM-Projekts (1) ihrer annahm, konnte sie – so Helena – wieder beginnen, von besseren Zeiten zu träumen.

„… Als ich das Krankenhaus verließ, hatte ich kein Haus mehr. Wir haben die Laken zusammengesammelt, die noch übriggeblieben waren, und machten daraus Hütten, sodass ich bei meiner Familie schlafen konnte.“

„Das UNDP-Projekt im Verein mit ADPP boten Zeitarbeit an; gemeinsam mit meiner Gemeinde entschieden wir, eine Straße freizulegen, Latrinen und Überdachungen zu bauen, eine Infrastruktur, die der gesamten Gemeinde zugutekommt, und im Gegenzug erhielten wir unter anderem Rechen, Schaufeln, Macheten und Saatgut. Jetzt habe ich die notwendigen Werkzeuge, um mein Leben neu zu beginnen und den Lebensunterhalt meiner Familie zu sichern.“

(1) Wiederaufbauprojekt „Recovery Facilty Mechanism“ von UNDP und der mosambikanischen Regierung

 

Celestina: Arbeiten für den Neuanfang

Celestina Saíde (63) ist eine bewundernswert starke Frau. Vor der Katastrophe lebte sie mit ihrer Tochter (37) und den zwei Enkeln in Lamego, von dem, was ihre Hauswirtschaft hergab, und verkaufte auch kleine selbstgebackene Kuchen in der Nachbarschaft. Vor der Katastrophe schon war sie Mitglied in der Bauernvereinigung „Fome Zero“(2). In den Tagen, als Idai durch das Land tobte, verlor Celestine alles, was sie hatte. Obdachlos kam sie bei einem Nachbarn unter.

Doch Celestina ließ sich nicht unterkriegen und ergriff bereitwillig die Möglichkeiten, die ihr das ADPP-Aufbauprogramm bot. Sie arbeitete bei der Straßenräumung, der Müllbeseitigung, Entwässerung. Dafür bekam sie Saatgut – Reis, Sesam, Kuherbsen, Kürbis, Erdnüsse u. a.– und Werkzeug, um ihre eigene Wirtschaft wieder aufzubauen.

Sie und ein paar andere Frauen schlossen sich zu einer Näh-Gruppe zusammen. Damit hätte sie – so Celestina – bereits sichtbares Ein-kommen erwirtschaftet, das ihrer Familie zugutekommen soll. Sie ist auch Mitglied des Sparvereins ihrer Gruppe. Celestina ist froh, dass ihr diese Chance geboten wurde und wird – so kann man sicher sein! – das Beste daraus machen.

(2) Null Hunger

/Aus dem Jahresbericht 2020 des Projekts an HUMANA Österreich/