
Intensivkurse zur Berufsvorbereitung an der ADPP-Berufsschule Maputo
Ein herzliches „Danke schön!”…
sagen wir an dieser Stelle wieder allen unseren Partnern und Freunden, die unsere Arbeit mit und für Menschen in Entwicklungs-ländern, im Dienste unserer heimischen Umwelt unterstützt und somit ermöglicht haben: den mehr als 240.000 KundInnen in unseren HUMANA Secondhand-Shops, unseren Partnergemeinden in der HUMANA Kleidersammlung, in ihrer Vertretung den Gemeindeverbänden für Umweltschutz bzw. Abfallwirtschaft, Menschen in Bundes- und Landesbehörden, die unsere Arbeit wohlwollend begleiteten … Wir danken allen unseren Freunden und Wirtschaftspartner sowie – nicht zuletzt! – unseren MitarbeiterInnen, die trotz widriger Umstände mit Einsatzbereitschaft und Engagement auch 2020 ein gutes Ergebnis erzielten! Stellvertretend für alle unser Dank an die Stadt Wien, die uns folgendes Projekt in Mosambik ermöglicht.
Mit Enthusiasmus, Zielstrebigkeit und Durchhaltekraft
Viele junge Leute in Mosambik, selbst in der Hauptstadt Maputo, haben – trotz abgeschlossener Berufs- bzw. Sekundarausbildung – nur geringe Chancen, einen entsprechenden Job zu finden.
Weiter zu studieren, kommt aufgrund der finanziellen Möglichkeiten der Eltern oft nicht in Frage. Viele Fachausbildungen, die angeboten werden, orientieren sich nicht an den Erfordernissen des Marktes. Die Abschlussquoten auf Sekundarschulstufe sind gering. Aufgaben innerhalb der Familie führen dazu, dass nur wenige junge Leute Zugang zu formeller technischer Ausbildung haben. Besonders betroffen: junge Frauen, Mädchen und Menschen mit Behinderung.
Vor diesem Hintergrund fiel im November 2019 – nach gründlicher Vorbereitung – der Startschuss zu einem Projekt mit dem – etwas „akademischen“ – Namen „Sozioökonomische Ermächtigung von Frauen in Mosambik“. Es ist auf 26 Monate befristet und wird von ADPP in Zusammenarbeit mit HUMANA Österreich, mit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien, an der Berufsschule im Schulzentrum „No Camhino da Vitória“1 /im Weiteren: NCV/ im Stadtteil Machava von Maputo durchgeführt.
Das Projekt richtet sich an junge Frauen und Männer / Mädchen und Burschen im Alter zwischen 10 und 24 Jahren, die vulnerablen Gruppen angehören und bereits an der NCV Berufsschule lernen, wobei der Anteil an Frauen und/oder/sowohl als auch Behinderten einen Anteil von 50% zu betragen hat.
Das Kursprogramm
Das Projekt ist eine Intervention, die darauf ausgerichtet ist, die Kluft zwischen Realität und Notwendigkeit zu überbrücken, und den SchülerInnen der Klassen 10, 11 und 12, insbesondere den Mädchen, zwei elementare Schnellkurse anbietet: Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und Elektro-Installation (EI). Es war und ist damit unsere Absicht, ihnen die Möglichkeit zu geben, parallel zum Sekundarunterricht den Beruf ihres Interesses zu wählen.
Zum Einsatz kommt ein vom Instituto de Formação Profissional e Estudos Laborais Alberto Cassimo /IFPRLAC/2 ausgearbeitetes, ANEP3-zertifiziertes Bildungsprogramm, das bereits bei einer früheren ADPP-Intervention in der Provinz Nampula zum Einsatz kam.
Der Lehrkörper der NCV Berufsschule insgesamt und ANEC stehen unserer Intervention äußerst positiv gegenüber. ANEP liefert kontinuierlich Beiträge zur Entwicklung von Lehrplänen und wirkt an der Anpassung von Kursinhalten an die Bedürfnisse von Frauen und SchülerInnen mit Behinderung mit.
(1) Auf dem Weg zum Sieg
(2) Institut für Berufsbildung und Arbeitswissenschaft
(3) ANEP = Autoridade Nacional de Ensino Técnico Profissional = Nationale Behörde für Berufsausbildung
Einige Aktivitäten im Telegrammstil
- Ernennung von Gender-Vertrauenspersonen: Die Projektkoordinatorin und eine Lehrerin von „No Caminho da Vitória“ wurden 2019 zu Ansprechpersonen für „Inklusions- und Gender-fragen“ ernannt.
- Auswahl der Praxis-Betriebe: Die NCV Berufsschule unterhält gute Beziehungen zu einschlägigen Betrieben, an denen die SchülerInnen praktische Erfahrungen sammeln können. Das Projekt identifizierte 5 Betriebe, die grundsätzlich gerne bereit sind, Praktikumsplätze anzubieten, und nahm mit 3 davon bereits die Zusammenarbeit auf.
- Schulung des Projektkoordinators und des IKT-Trainers: Sie fand zwischen Oktober und Dezember 2020 statt. Diese Schulung war umfassend und machte die TeilnehmerInnen mit einer Reihe von Konzepten, Instrumenten und Prozessen zur Gender-Gleichstellung bekannt; sie wird es ihnen erleichtern, künftig zur Stärkung der Rolle der Frauen und Mädchen in ihrem Wirkungsbereich beizutragen.
Die Überlegungen brachten klar zu Tage, dass in Mosambik hauptsächlich tief verwurzelte kulturelle Praktiken und Über-zeugungen für die Diskriminierung und die niedrige gesellschaftliche Stellung von Frauen und Mädchen verantwortlich sind. Man war sich einig, dass Projekte wie dieses, wichtige Initiativen sind um Vorurteile und stereotype Rollenbilder abzubauen und die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt sicherzustellen.
COVID-19: Vieles wurde anders …
Die Kurse starteten im März. Der Stundenplan war mit den Stunden-plänen der NCV Berufsschule abgestimmt, da die TeilnehmerInnen ja SchülerInnen dieser Schule waren. Die TeilnehmerInnen zeigten großen Enthusiasmus. Doch dann wurde vieles anders:
Am 22. März 2020 bestätigte das Gesundheitsministerium den ersten COVID-19-Fall in Mosambik. Der Präsident der Republik Mosambik, Felipe Nyusi, erließ landesweite Schutzmaßnahmen gegen die Virus-Ausbreitung. Alle Schulen wurden geschlossen, größere Versammlungen untersagt. Am 1. April 2020 folgte der Ausnahmezustand. Lockerungen wurden im Laufe des Jahres auch in Mosambik vorgenommen und widerrufen. Im Dezember 2020 meldet die WKO laut Information der Außenhandelsvertretung in Johannesburg Maputo als „Corona Hot Spot“.
Jene TeilnehmerInnen des IKT-Kurses, die über Smartphones verfügten, vereinbarten nunmehr mit ihren Trainern, den Unterricht online fortzusetzen und WhatsApp (für die Interaktion mit der Gruppe) und iCloud (zur Übermittlung von Unterlagen) zu nutzen. Einen adäquaten Zeitplan für den Unterricht auszuarbeiten, wurde zu einer großen Herausforderung. Eine weitere große Herausforderung bestand darin, eine Anwendung zu finden, die jeder auf seinem Handy oder PC verwenden konnte.
Was die EI-Kurse betrifft, so wurden sie zwischen Mai und September in der Form abgehalten, dass jeweils 3 SchülerInnen zu Kursen ins NCV-Schulzentrum eingeladen wurden, um sich so-wohl in Theorie als auch in Praxis zu üben. Das war mühsam, da derselbe Stoff fünfmal behandelt werden musste. 15 SchülerInnen hatten sich für diese Form entschieden, 5 fielen aufgrund von Sicherheitsbedenken ihrer Eltern aus.
Schließlich wurde auch das Gruppentraining abgebrochen. Gelegentlich besuchte dann der Trainer die SchülerInnen zu Hause und gab „Training eins zu eins“. Die persönliche Beziehung, die der Trainer in dieser Zeit zu diesen SchülerInnen aufbaute, war sehr stark und kameradschaftlich.
Auch die Praxis-Ausbildung in Partnerbetrieben fiel für die EI-KursteilnehmerInnen natürlich flach. Der Trainer bemühte sich jedoch, seinen SchülerInnen Nebenjobs bei Freunden und Bekannten zu vermitteln. Das brachte ihnen nicht nur ein kleines zusätzliches Einkommen, sondern auch die gefragte Berufserfahrung.
Eine Herausforderung 2020 – die Anzahl der TeilnehmerInnen
Eine der größten Herausforderungen bestand 2020 darin, dass das Projekt betreffend KursteilnehmerInnen 15% hinter den Planvorgaben (80 SchülerInnen) zurück lag. Es schrieben sich – trotz massiver, engagierter Bemühungen der Projektleitung und der NCV-Direktion – insgesamt 68 SchülerInnen in die Kurse 2020 ein.
Von den 68 eingeschriebenen SchülerInnen haben bis Dezember 2020 nur 24 (10 Mädchen und 14 Burschen) ihren Abschluss gemacht. 12 hatten den Kurs abgebrochen. 32 KursteilnehmerInnen, die sich im Dezember 2020 angemeldet hatten, werden ihren Abschluss erst 2021 machen.
Es wäre zu einfach, diesen Umstand allein dem Lockdown zuzuschreiben, obwohl er sicher zu einem großen Teil dafür verantwortlich war. Vor allem war es schwer gewesen, behinderte SchülerInnen zur Teilnahme zu bewegen. Ein sehbehindertes Mädchen und ein Bursche, der an Albinismus leidet, gehörten zu den KursabbrecherInnen. Deshalb beschloss das Projektteam, die Teilnahme-Kampagne in der 2. Halbzeit des Projekts fortzusetzen.
Die Abschlussprüfungen der beiden ersten Kurse fanden am 27. November statt, die Feier war im Dezember. Die Eltern lobten die Trainer für qualitativ gute Arbeit, insbesondere für die Kreativität und Improvisationsfähigkeit, die sie auf dem Höhepunkt der Krise an den Tag gelegt hatten.
Zukunftsaussichten für 2021
Das Projekt wird die Lehren aus der Umsetzung dieses Projekts, z. B. Flexibilität und Improvisation, in der 1. Halbzeit nutzen, um Herausforderungen in Sprungbretter zu verwandeln. Die „Versäumnisse“ müssen 2021 nachgeholt werden: Die Schulung in Genderfragen der Lehrkräfte an der NCV Berufsschule soll 2021 stattfinden, eine KursteilnehmerInnenzahl von 120 SchülerInnen erreicht werden.
Es sieht so aus, dass COVID-19 noch eine Weile präsent sein wird. Das Projektteam hat es geschafft, dieser aktuellen „Normalität“ in Zukunft Rechnung zu tragen.
/Aus dem Fortschrittsbericht von HUMANA Österreich an die Stadt Wien/