
Vorschulen der Zukunft
Die Ausbildung der StarthelferInnen
Die Förderung der Frühkindlichen Entwicklung spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung des Kindes auf seinen Schuleintritt, sondern übt auch einen nachhaltigen Einfluss auf seinen weiteren Bildungsweg aus. Obwohl die staatlichen Bildungsprogramme gerade auf die soziale Entwicklung von Kindern aus den ärmsten Verhältnissen abzielen, steht für
die Altersgruppe der Kinder von 0 – 4 Jahren weniger als 1% des Bildungsbudgets zur Verfügung. Mehr als 80 % der Kinder der ärmsten Bevölkerungsschicht – d. s. immerhin 40% aller SüdafrikanerInnen – haben keinen Zugang zu Frühkindlicher Erziehung.
Private Initiative ist also gefragt.
Vor diesem Hintergrund arbeiteten HPP-SA und das KwaZulu Natal Experimental College (KNEC) in Durban im Rahmen des Programms „Vorschulen der Zukunft“ /POF/ (1) ein Ausbildungsprogramm für Frühkindliche PädagogInnen aus, dass eine Kindzentrierte, ganzheitliche Vorschulerziehung als eine der besten Strategien der Armutsbekämpfung im Allgemeinen, und der qualitativen Hebung des Grundschulniveaus im Einzelnen identifiziert.
Auch in der Frühkindlichen Erziehung setzen wir auf LehrerInnen-Persönlichkeiten, die sich mit Empathie, profunden pädagogischen und Fachkenntnissen, sozialem Engagement und Sinn für das Praktische der Kleinsten der Gesellschaft annehmen.
Ein bewährtes Institut
Das KwaZulu Natal Experimental College, eine staatlich anerkannte höhere Lehranstalt in der Hafenstadt Durban (2), ist bereits seit mehreren Jahrzehnten Zentrum und Ausgangspunkt von Aktivitäten, die die Stärkung der Lebenskompetenzen der Menschen in den umliegenden Gemeinden bewirken und ihren Lebensstandard heben sollen. Die Kooperation mit HPP-SA geht auf 2010 zurück, als hier erstmals unsere internationalen Development Instructors (3) ausgebildet wurden und in den Gemeinden ihre ersten praktischen Erfahrungen sammeln konnten.
Eine bewährte Didaktik
Das Studium zum / zur Frühkindlichen Pädagogen / Pädagogin unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der an unseren HUMANA -Lehrerbildungsakademien angewandten Didaktik.4 Die Ausbildung dauert 12 Monate, wobei sich Theorie und Praxis in etwa die Waage halten. Der Lehrplan setzt sich aus 3 Komponenten zusammen: Selbststudium, Kurse und Erfahrungen (Unterrichtspraktika). Auch hier steht der / die StudentIn, seine / ihre Persönlichkeit, individuelle Stärken und Schwächen im Mittelpunkt des Lernprozesses. Der Lehrstoff ist digital erfasst und kann vom/von der Studierenden nach eigenem Gutdünken innerhalb eines Zeitrahmens abgerufen werden. Die LehrerInnen haben beratende, erklärende, koordinierende Funktion.
(1) „Pree-schools of the Future”
(2) im östlichen Mittel-Südafrika am Indischen Ozean
(3) „EntwicklungshelferInnen“
(4) nach DMM – Determined Modern Methods – die Unterrichtsmetode an allen höheren Lehranstalten von HUMANA People to People
Das war der Jahrgang 2020 …
Es war geplant, 40 StudentInnen in den Jahrgang 2020 aufzunehmen. KNEC- und HPP-SA-MitarbeiterInnen rührten kräftig die Werbetrommel, um auf die erforderliche StudentInnen-Zahl zu kommen. Besonders gut gelaufen sind die öffentlichen Aktionen bei Taxi-Standplätzen im Zentralgeschäftsbezirk Pinetown; insgesamt wurden 14.260 Flugzettel an den Mann / die Frau gebracht. Ein Werbespot im Rundfunk wurde 88-mal ausgestrahlt. Besonders junge Frauen sollten für das Studium mobilisiert werden. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Insgesamt 50 junge Leute, die entweder bereits einschlägige Berufserfahrung hatten oder sich einfach interessierten, davon 46 (!) Frauen, konnten in den Jahr-gang 2020 aufgenommen werden.
Auch unsere Vorschul-PädagogInnen studierten in diesem CO-VID-Jahr 2020 unter Ausnahmebedingungen. Das Institut war 7 Monate lang gesperrt. Trotz landesweitem Lockdown entschloss sich das KNEC-Lehrercollegium und das HPP-SA-Management nach reiflicher Überlegung und Abwägung der Sicherheitsfaktoren, den Unterricht für die 50 StudentInnen mit E-Learning fortzusetzen. Die Pandemie dauerte länger als erwartet – und dauert noch –, sodass sorgfältige Planung und Vorbereitung im Einklang mit den einschlägigen Regierungsverordnungen vorzunehmen waren.
Das Selbststudium
In diesem Studienbereich mehrten die StudentInnen ihr Wissen durch Lesen und Recherchen zu verschiedenen Themen im Ein-klang mit dem POF-Ausbildungsplan. Die Themen wurden vom College über eine digitale Bibliothek zugänglich gemacht. Diese Methode erlaubte es dem / der jeweiligen StudentIn, treibende Kraft der eigenen Ausbildung zu sein. Berichte und Präsentationen an StudienkollegInnen und Klassenvorstand zu gewählten Themen ergänzten diesen Studienbereich.
Gruppenarbeit – die Seminare
Während des Lockdowns bereiteten die Klassenvorstände Seminare vor und präsentierten sie über Social Media wie WhatsApp. Nach dem Lockdown führte das College einen „Schichtbetrieb“ ein und verkleinerte die Gruppen, um die Versäumnisse aufzuholen.
Neue Erfahrungen …
… machten StudentInnen ebenso wie LehrerInnen in diesem CO-VID-19-Jahr, wurden doch neue Formen des Lernens und Unterrichtens eingeführt, um dem Lehrplan folgen zu können. Sie waren gefordert, Medienplattformen zu erforschen und Technologie während des gesamten Lern- und Lehrprozesses anzuwenden.
Praktika an den umliegenden Zentren für Frühkindliche Entwicklung – Vorschulen – konnten in der üblichen Form während des Lockdowns natürlich nicht stattfinden, doch wurden alle der 50 StudentInnen mit einer Vorschule der Umgebung verbunden, um praktische Erfahrungen zu machen. Aus dieser Verbindung zogen die streckenweise „virtuellen Beiwagerl“ und insgesamt 750 Kin-der in 35 Vorschulen ihren Nutzen.
Das Networking unter den AbsolventInnen des KNEC und Vor-schul-PädagogInnen in den Ortschaften Maphumulo, Ndwedwe und Mangangeni ging auch 2020 weiter: 96 Vorschul-LehrerInnen zogen aus dem Austausch ihrer Erfahrungen und deren Umsetzung in die Praxis Nutzen zugunsten ihrer Kinder.
2020 – ein gutes Jahr
Trotz aller Widrigkeiten war 2020 ein gutes Jahr. Das meiste, das man sich vorgenommen hatte, wurde erreicht, vielfach sogar übererfüllt, wenn auch über neue Wege. In Kooperation mit KNEC wurden 8 Vorschulen der Umgebung „auf Standard“ gebracht und konnten nunmehr offiziell registriert werden. Das Ausbildungsinstitut bot 20 Personen aus der Gemeinde die Möglichkeit zu einer Ausbildung in Dorfentwicklung; auch 11 MitarbeiterInnen von HPP-SA nahmen an dieser Ausbildung teil und steigerten damit ihre Qualifikation für ihr künftiges Einsatzgebiet.
Während diese Zeilen geschrieben werden, rast die zweite Coro-na-Welle über das Land, mit dem „neuen“, auch uns bekannten „Südafrika-Virus“. Wann dieser „Ausnahmezustand“ endlich zu Ende sein wird? Wir wissen es nicht. Nichts wird so sein, wie es war, denn wir haben vieles gelernt, das wir in Zukunft verwenden werden. Eines steht fest: Asoze sanikezela! Wir lassen uns niemals unterkriegen.
/Aus dem Jahresbericht 2020 des Projekts an HUMANA Österreich/