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„Tejaswini“ – das strahlende Frauenprojekt in Jharkhand

Gleichberechtigung und Stärkung der gesellschaftlichen Rolle der Frauen und Mädchen ist integrierter Bestandteil aller Programme und Projekte von HUMANA People to People. Es ist uns nunmehr eine besondere Freude, ein Projekt zu unterstützen, das sich direkt an junge Frauen und Mädchen wendet: „Tejaswini“ bedeutet in Hindi „strahlend, blühend, machtvoll“: So soll sie sein, die Zukunft der Frauen in Jharkhand!

Heranwachsende Mädchen und junge Frauen im indischen Bundesstaat Jharkhand leiden – ebenso wie in anderen Bundesstaaten des Landes – unter mangelndem Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung, Beschäftigung, grundlegender sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung. Es fehlt an Unterstützung bei psychischen Problemen und körperlicher Behinderung, an Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung sowie auch an Foren für eine sichere und aktive Beteiligung am gesellschaftlichen Leben.

Das Projekt „Tejaswini“ (1) wendet sich an 680.000 Frauen und Mädchen der Altersgruppe von 14–24 Jahren in allen 17 Distrikten des Bundesstaates. Es wird von der Regierung des Staates Jharkhand und der Jharkhand Women Development Society /JWDS/(2) durchgeführt, wobei HUMANA People to People India /HPPI/ in Zone 2 (Distrikte Khunti, Latehar, Lohardaga, insgesamt 1.881 Dörfer) und Zone 4 (Distrikte Bokaro, Dhanbad, Jamtara, 3.225 Dörfer) die Rolle des kommunalen Dienstleisters übernimmt.

(1) „blühend, strahlend“ in Hindi
(2) Gesellschaft für die Entwicklung der Frauen

Was wir damit bezwecken …

Die Mädchen und Frauen sollen durch entsprechendes Training aus eigener Kraft in der Lage sein, sich um ihre Gesundheit, Bildung und ihr Wohlbefinden zu kümmern. Bewusstseinsfördernde Schulungen zu Gesundheit und Ernährung, Belastbarkeit und Sozialkompetenz, Rechte und Schutz der Frauen, Finanzen, Alphabetisierung stehen auf dem Programm. Frauen werden motiviert, ihre Ausbildung fortzusetzen und / oder Fähigkeiten zu erlernen, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt – auch als freie Unternehmerinnen – verbessern und somit Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl aufbauen.

  • Die Gemeindeebene: Es werden in der Gemeinde verankerte Foren:
    – „Tejaswini Clubs“ und „Tejaswini Kendras“ (3) – für Frauen und heranwachsende Mädchen eingerichtet, die sich zu regelmäßigen Aktivitäten
    – Beratung und Erfahrungsaustausch, Bildung von Lebenskompetenzen und Inanspruchnahme von Sozialdiensten – zusammenschließen.
  • Die institutionelle Ebene: Partnerinstitutionen bieten Berufsausbildung, Ausbildung in unternehmerischen Fähigkeiten und informelle Ausbildung an.

(3) „kendra“ in Hindi = Center

 

Was bisher geschah …

Bei Ausbruch der COVID-19-Pandemie verhängte die Regierung Indiens im März 2020 einen landesweiten Lockdown. Dieser hatte gravierende Auswirkungen, vor allem auf die marginalisierten Teile der Gesellschaft und auch auf die Umsetzung der Projektaktivitäten. Seit Juli 2020 wurden die Beschränkungen dann schrittweise aufgehoben. Folgende Resultate konnten von Jänner bis Dezember 2020 erzielt werden:

  • Fuß fassen, Infrastruktur aufbauen: Im ersten Halbjahr nach Projektbeginn – also noch in der 2. Hälfte 2019 – waren unsere ProjektmitarbeiterInnen damit beschäftigt, die Büros einzurichten und ein gutes Verhältnis zu den lokalen Interessengruppen aufzubauen. Es wurde Personal auf Zonen-, Distrikt-, Block- und Clusterebene eingestellt, die Tejaswini-Clubs gegründet, die Mitglieder registriert und die Bankkonten der Clubs eröffnet.
  • Orientierung verschaffen: Zu Projektbeginn führten ProjektmitarbeiterInnen in beiden Zonen eine Umfrage bei 1,052.905 Haushalten durch, um das familiäre Umfeld der Frauen und Mädchen zu untersuchen.
  • Run auf die Tejaswini-Clubs: Der Ansturm auf die Tejaswini-Clubs war umwerfend: Ursprünglich war geplant, in den beiden Zonen insgesamt 80.000 Frauen in 4.000 Clubs zu organisieren, doch bis Ende 2020 konnten 4.318 Clubs mit 363.432 Mitgliedern registriert werden!

Mädchen und Frauen, die sich als Mitglieder gemeldet hatten, erhielten eine 7tägige Einführung in die Gender-Thematik, dieser folgte das „Lebenskompetenz-Training (Modul 1) – Resilienz und Sozialkompetenz“; insgesamt waren es 331.655 Personen, die daran teilnahmen.

  • Schulung von Club-Leiterinnen: 4.318 junge Frauen wurden für 4.318 Tejaswini-Clubs zu Peer-Leaders (4) ausgebildet.
  • Psychometrische Befragung der Mädchen und Frauen: Peer-Lea-ders führten gegen Jahresende in Zone 2, Distrikt Khunti, und Zone 4, Distrikt Dhanbad, eine psychometrische Befragung von Mädchen und jungen Frauen durch, um Lernbereitschaft, kognitive Fähigkei-ten, berufliches Interesse und Persönlichkeitsbildung festzustellen. Die Befragung erfolgte per Smartphone, TejaswiniApp. Es beteilig-ten sich fast 60.000 Frauen.
  • COVID-19-Hilfsmaßnahmen: Während des nationalen Lockdowns lagen einige der Projektaktivitäten auf Eis, zwischenzeitlich kümmerten sich die ProjektmitarbeiterInnen jedoch um die Durchführung von Hilfsmaßnahmen im Operationsgebiet. In Zusammenarbeit mit Gemeinschaftsküchen wurden Mahlzeiten ausgegeben, Gesichtsmasken hergestellt und verteilt.

/Aus dem Jahresbericht 2020 des Projekts an HUMANA Österreich!

(4) Peer-Leader sind Personen, die bereits natürliche Führungsqualitäten besitzen und dafür vorgesehen sind, eine Führungsposition einzunehmen. … Peer-Leader müssen grundlegende Fähigkeiten und Kompetenzen erlernen und üben, um effektiv zu sein.

 

Preeti – eine Jungunternehmerin setzt sich durch

Viele Eltern in Indien wissen – oder können überzeugt werden –, dass der Weg aus der Armut über Bildung führt. So auch der Vater von Preeti Kumar aus dem Dorf Rampur, Distrikt Lohardaga. Er ist ein einfacher Bauer. Sein großer Wunsch ist es, dass sich seine Tochter auf die Beine stellt und etwas aus ihrem Leben macht.

Preeti hat nach dem mittleren Schulabschluss (12. Klasse) den Bachelor of Arts, Studienabschnitt I., gemacht, ist jetzt „E-Entrepreneur“ (1) und leitet ein „Pragya Kendra“ (2). Ihr Weg dahin war nicht leicht, davon erzählt sie uns hier:

„Ich war gut im Studium. Ich wollte den Traum meines Vaters er-füllen, indem ich etwas mache und meinen Vater unterstütze. Ich war jedoch in einem Dilemma, was ich anfangen sollte. Es gab Situationen, in denen von mir erwartet wurde, dass ich mein Studium abbreche.“ Das HPPI-Programm „Tejaswini“ gab ihr – so sagt sie – jene Entschlossenheit und Zuversicht, die sie brauchte, um ihren Weg unbeirrt fortzusetzen.

„Eines Tages kam Nirmala Bhagat zu mir nach Hause; sie erklärte mir das Tejaswini-Programm. Die Auswahl des Peer-Leaders war im Gange. Zum Glück haben sich die Mädchen und Frauen geeinigt, mich als Peer-Leader zu wählen. Danach nahm ich kontinuierlich an den Sitzungen teil, unterstützte den Jugendreferenten bei der Durchführung von Sitzungen und der Organisation von Schulungen.“

„Nach einigen Tagen kam eine Person aus dem Distrikt und erklärte das Bridge-IT-Programm von HUMANA People to People, das vorsah, Pragya Kendras zu eröffnen, um Alphabetisierungskurse für AnalphabetInnen anzubieten und den SchülerInnen der 1. bis 8. Klassen Computerkenntnisse zu vermitteln. Dies schien mir eine Gelegenheit zu sein, etwas zu tun und meine Potentiale unter Beweis zu stellen.“

„Wie es das Auswahlverfahren vorsah, nahm ich an dem Bewerbungsgespräch teil und wurde ausgewählt. Dies erschien mir ein lebensverändernder Moment zu sein.“

(1) Unter E-Entrepreneurship versteht man die Schaffung einer selbständigen Wirtschaftseinheit in der Net Economy, innerhalb der die selbständigen Gründer-personen mit einem spezifischen Online-Angebot (Produkt bzw. Dienstleistung) einen fremden Bedarf decken möchten. Die digitale Transformation von bestehen-den Geschäftsmodellen sowie die Entwicklung komplett eigenständiger digitaler Geschäftsmodelle steht dabei im Vordergrund.
(2) Pragya Kendra = Computer-Zentrum, in diesem Fall Kleinunternehmen für IT-Dienstleistungen

„Jetzt besitze ich ein Pragya Kendra, das mir geholfen hat, unabhängig zu werden. Ich verdiene im Monat INR 2.000,003, und dies hilft mir, die finanzielle Krise zu bewältigen, die sich als Hindernis für die Fortsetzung meiner Ausbildung eingestellt hatte. Jetzt unterstütze ich meinen Vater und trage auch zur Entwicklung meines Dorfes bei. Dass all diese Dinge möglich geworden sind, ist auf das Tejaswini-Programm von HUMANA People to People India und das Bridge-IT-Programm zurückzuführen. So bin ich eine E-Unternehmerin geworden. Ich bin dem gesamten Team für diese Unterstützung sehr dankbar.“

/Aus dem Jahresbericht 2020 des „Tejaswini“-Projekts an HUMANA Österreich/

3 22,076 € / Tageskurs 25. 4. 2021; vgl. ½ kg Weißbrot kostet im Durchschnitt 0,40 €, 1 kg Reis 0,73 €, 1 Dutzend Eier 0,79 €, 1 kg heimischer Käse 4,16 €

Puja: „Ich finde, ich bin ein fähiger Mensch geworden …“

Puja Kumari ist ein Mädchen von 14 Jahren, kommt aus dem Dorf Rajak Tola und besucht die 8. Klasse. Ihr Problem: Mangel an Selbstvertrauen. Wie sie im Tejaswini-Programm das Problem gelöst hat, erzählt sie uns hier:

„Bevor ich an diesem Programm teilnahm, konnte ich meine Gedanken gegenüber meinen Eltern und anderen Menschen nicht klar ausdrücken. Dann habe ich vom Tejaswini-Pro-gramm gehört und trat ihm bei.“

„Nach einiger Zeit wurde ich zuversichtlich; ich kann mich klar und verbindlich ausdrücken. Jetzt bin ich in der Lage, mit Angst umzugehen und widrige Situationen zu bewältigen.“ Sie wisse jetzt – so Puja – was ihr im Leben zusteht und was Unrecht ist.

„Nachdem ich mir die Vorteile des Tejaswini-Programms angesehen hatte, kam ich in den Club. Nach dem Beitritt zum Tejaswini-Programm verbesserte sich meine körperliche, mentale und geistige Entwicklung. Ich finde jetzt, dass ich ein fähiger Mensch bin. Wenn ich mir die Vorteile des Tejaswini-Programms ansehe, so bin ich zuversichtlich, Jugendliche zu ermutigen und zu mobilisieren, dem Club beizutreten und sich an den Clubaktivitäten zu beteiligen. Außerdem ermutige ich sie, ebenfalls selbstbewusst und furchtlos zu werden. Was mich selbst betrifft, so möchte ich in naher Zukunft Lehrerin werden, damit ich Geld verdienen und unabhängig werden kann; schließlich wurde ich sozial und wirtschaftlich gestärkt.“

/Aus dem Jahresbericht 2020 des „Tejaswini“-Projekts an HUMANA Österreich/

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