
Lehrerbildungsakademie Nhamatanda
In jeder Krise eine neue Chance
Zu Besuch in Nhamatanda – Gemeinde Lamego, Provinz Sofala – können wir es nicht lassen, auch die ADPP-Lehrerbildungsakademie zu besuchen. Sie wurde mehrere Jahre hindurch – wenn auch nicht 2020 – von HUMANA Österreich unterstützt; deshalb sind wir neugierig, wie es da weiter gegangen ist. Dieses Institut ist eines von 11 ADPP-Lehrerbildungsakademien im Lande und hat seit 1995 insgesamt rund 2.600 PädagogInnen für Dorfschulen – Menschen mit Hand, Herz, Verstand und sozialem Engagement – ausgebildet. Das Schulzentrum Nhamatanda, das die Akademie beherbergt, wurde durch die Hurrikans im März 2019 schwerst beschädigt, die StudentInnen lernten an anderen Instituten weiter. Kaum „nach Hause“ zurückgekehrt, kam die nächste Herausforderung …
LehrerIn in einem intensiven Jahr
In Nhamatanda erfolgt die Ausbildung der LehrerInnen nach dem „10. Klasse + 1 Jahr“-Modell.(1) Lehrinhalte sind Klassenunterricht, Lehrpraxis und Gemeindeaktivitäten in den Bereichen Kultur, Gesundheit und Ernährung.
Die Ausbildung der angehenden LehrerInnen erfolgt nach der DMM(2)-Methode, bei der der / die Lernende im Mittelpunkt des Lern-prozesses steht und täglich mit verschiedenen pädagogischen, kulturellen und sozialen Anforderungen konfrontiert wird. Sie ist darauf angelegt, dass die Studierenden die persönlichen, didaktischen, praktischen und sozialen Aspekte verinnerlichen und letztendlich in ihrer späteren Lehrerlaufbahn anwenden.
Unterrichtet werden 15 Fächer, die durch Unterrichtspraktika, Exkursionen, Sport- und Kulturveranstaltungen sowie Aktionen in den umliegenden Gemeinden ergänzt werden. Jede/r StudentIn hat einen Computer zur Verfügung, um den Lehrstoff individuell abzurufen und die Aufgaben zu erledigen.
(1) Voraussetzung für das Studium: abgeschlossene 10. Klasse; Ausbildungsdauer:1 Jahr.
(2) DMM = Determined Modern Methods
Exkurs: Schwerpunkt „inklusives Lernen“
Auch 2020 arbeitete die Lehrerbildungsakademie mit Licht für die Welt Österreich zusammen, um – mit Unterstützung der Austria Development Agency – ein Programm für inklusive Bildung in den Provinzen Sofala und Chimoio umzusetzen. Deses Programm konzentriert sich darauf, inklusive Lehrmethoden zu verbreiten und ergreift Partei für die Rechte von Menschen mit Behinderung.
Die 2. Phase des Programms startete im 3. Quartal; es erfasst nun-mehr 20 Grundschulen in der Provinz Sofala und 4 in der Stadt Chimoio, Provinz Manica, in Zusammenarbeit mit der dortigen Lehrerbildungsakademie. Das Projekt-Team wurde aufgestockt, neue Schulen für die Implementierung identifiziert; 3 StudentInnen der Lehrerbildungsanstalt Nhamatanda erhielten Stipendien.
Das war der Jahrgang 2020
Das Schuljahr in Mosambik beginnt immer im Jänner, so auch in Nhamatanda. 424 junge Frauen und Burschen haben sich um die Aufnahme beworben, 120 davon (62 Frauen, 58 Burschen) aus Sofala und den benachbarten Provinzen konnten aufgenommen werden. (3) Sie wurden auf 5 etwa gleich große Klassen aufgeteilt und von 22 Lehrkräften betreut.
Der reibungslose Ablauf des Schulbetriebs ist in Nhamatanda Sache von jeder-mann: von StudentInnen, LehrerInnen, technischen MitarbeiterInnen … Jede/r StudentIn hat seinen / ihren eigenen Verantwortungsbereich, in dem er / sie sei-ne / ihre Kreativität einsetzen kann, gleich ob es sich um das tägliche Aufräumen, Küchendienst oder sonst etwas handelt.
COVID-19 – und was wir daraus gelernt haben …
Während des Lockdowns – von März bis August – wurde der Unterricht auf Home-schooling umgestellt. Die LehrerInnen gestalteten die Aufgaben via DMM, die Student-Innen arbeiteten zu Hause. Die Klassenvorstände stellten Kommunikationsgruppen zusammen, die mit WhatsApp mit dem / der LehrerIn in Verbindung standen.
In diesen fünf Monaten gab es auch Auswertungen: Die StudentInnen stellten Überlegungen zur pädagogischen Praxis in Grundschulklassen an, die sie im TV beobachteten. Während die Schule weitestgehend leer stand, arbeitete das Security-Team rund um die Uhr im 2-Schicht-System, um Diebstahl von Einrichtung und Vandalismus zu verhindern.
Die Zahl der StudentInnen wurde nach dem Lockdown von 24 auf 20 pro Gruppe gesenkt – eine zusätzliche Klasse wurde geschaffen –, nicht nur, um den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einzuhalten, sondern auch um das Aufholen des versäumten Stoffes zu gewährleisten.
Stoffliche Beschränkungen wurden in einigen Fächern – Bantu-Sprachen, Instandhaltung der Schule und Hausproduktion, Ethik und Staatsbürgerkunde … – vorgenommen, um mehr Zeit für andere Fächer zur Verfügung zu haben.
Übungen in pädagogischer Praxis fanden – jetzt neu! – im Klassenrahmen statt, indem die StudentInnen im Rollenspiel eine Unterrichtsstunde simulierten. Es gab ein Workshop über Herstellung, Verwendung und Pflege von Lehrmitteln; dies wird den StudentInnen später in ihrer Berufslaufbahn sehr nützlich sein.
Jede Krise – so sagt man – birgt die Chance auf Neuerung. Wie die KollegInnen in Nhamatanda bestätigen, war die „Erfahrung Distance Learning“ wertvoll für alle Beteiligten: Sie erlaubte die Fortsetzung des Unterrichts, machte den StudentInnen bewusst, dass es notwendig ist, in jeder Lebenslage weiter zu lernen und für „neues Lernen“, neue Methoden und Mittel offen zu sein. Selbst als man zum Präsenzunterricht zurückgekehrt war, fuhr man in einigen Fächern fort, die ursprünglich „zwangsweise“ gebildeten Plattformen zu nutzen, um didaktische In-formationen auszutauschen und Schwerpunktthemen vorab aufzubereiten.
Schließlich wurde das Schuljahr 2020 in Übereinkunft mit den Bildungsbehörden auf März 2021 ausgedehnt, um die Versäumnisse nachzuholen. Mittlerweile sind die StudentInnen zu LehrerInnen geworden, und keine/r von ihnen sollte ein „COVID-Diplom“ erhalten.
(3) Andere, die sich ebenfalls qualifiziert hatten, wurden an nahegelegene Institute mit offenen Kapazitäten weiter verwiesen.
/Aus dem Jahresbericht 2020 des Projekts an HUMANA Österreich/