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HIV / AIDS-Bekämpfung in Namibia

Wir halten die Stellung und gehen weiter …

Namibia hat eine Prävalenzrate von 12,6 % der Gesamtbevölkerung. Betroffen sind meist die armen und teilweise marginalisierten Leute wie Frauen, Mädchen und Jugendliche. Das Programm „Total Control of the Epidemic“ /TCE/ wendet sich an die Menschen in Ballungszentren ebenso wie in – oft schwer zugänglichen – Streusiedlungen, in die sich andere Menschen und auch öffentliche Serviceleistungen nur selten verirren. Das Programm hat einen enormen Einfluss auf Menschen mit HIV / AIDS, die sich stigmatisiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen.

Das Programm: Inhalte und Ziele

TCE Namibia arbeitet eng mit dem Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste zusammen und bietet HIV-Tests und TBC-Screening sowie die damit verbundenen Betreuungs- und Behandlungsdienste für Betroffene in den un-terversorgten Gemeinden an. Ziel ist die Erreichung der „95 – 95 – 95“ Vorga-ben der Vereinten Nationen, die einschlägigen Aktivitäten stehen im Einklang mit den „Fast-Track-Zielen“ von UNAIDS zur Bekämpfung von HIV / AIDS (1).

Das Operationsgebiet

Das TCE Operationsgebiet erstreckte sich im „Breitenprogramm“ auf 7 Regionen – wir nennen sie „areas“ –, und zwar Khomas, Kavango East, Kavango West, Zambezi, Oshana, Ohangwena, Omusati.

Darüber hinaus läuft seit 1. Oktober 2020 ein „Direktprogramm“ für Hotspots und technische Unterstützung in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium in den areas Kunene, Otjonzojupa, Omaheke, Erongo, Hardap und Karas.(2)

Testen, testen, testen …

Trotz der Probleme bei der Umsetzung durch regionale – COVID-19-bedingte–  Lockdowns und der vom US-amerikanischen Partner PEPFAR / CDC3 auferlegten Einschränkungen, was die Gemeinde-Arbeit betrifft, war 2020 für TCE – in Anbetracht der Arbeitsbedingungen – ein erfolgreiches Jahr. 799 HIV-Fälle wurden diagnostiziert, sind jetzt unter lebensverlängernder / -rettender Behandlung und stehen mit Therapie- sowie Adhärenzdiensten (4) inDauerverbindung.

(1) Vgl. S. 49
(2) Vgl. S. 49
(3) President’s Emergency Plan for AIDS-Relief / Center for Disease Control – 2 US-Regierungs-institutionen
(4) Als Adhärenz bezeichnet man in der Medizin die Einhaltung der gemeinsam von PatientInnen und Behandelnden gesetzten Therapieziele.

 

Das Jahresziel 2020 wurde zu mehr als der Hälfte erreicht, denn das Testen in den Gemeinden war aufgrund der COVID-19-Maßnahmen in insgesamt nur 6 Monaten erlaubt.

Dazu kommen 1.982 HIV-positive schwangere Frau-en; sie sind jetzt im PMTCT (5)-Programm erfasst, um die Übertragung des Virus auf ihre Kinder zu vermeiden. Ihre ungeborenen Babys sind wohlauf, HIV-negativ und gesund. Dieses Ergebnis liegt weit über den Erwartungen!

 

TBC-Screening im Vormarsch

Weit über den Erwartungen lag auch das Interesse an TBC-Screening: 7.982 Personen wurden auf TBC untersucht.

Personen mit HIV-positivem Testergebnis und ihre Familienmitglieder werden grundsätzlich auch auf TBC untersucht; HIV / TBC-Koinfektion ist eine häufig auftretende, bedrohliche Erscheinung. Auf-grund der hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrate bei Koinfizierten verfolgten unsere Field Officers– AußendienstmitarbeiterInnen – TBC-Screening mit besonderem Nachdruck.

Unsere TRIOs –  unermüdlich gegen die Viruslast

Überwältigend war – wie immer in Krisenzeiten – 2020 auch die Solidarität unter den Menschen! 3.614 Personen – 2,5mal so viel wie geplant – beteiligten sich an den TRIOs. TRIOs bestehen aus einem / einer HIV-infizierten und zwei weiteren Personen – Freiwilligen aus der Familie und Nachbarschaft –, die dafür sorgen, dass der / die PatientIn die Be-handlung einhält. Die Einhaltung der HIV-Behandlung ist bekanntlich ein bewährter Weg, um die Viruslast zu unterdrücken und damit die weitere Ausbreitung von HIV zu stoppen. Die Einbeziehung eines Familienmitglieds trägt zu verminderter Stigmatisierung bei, und dies wiederum zur Einhaltung der Therapie. Der Prozess der Einbindung HIV-positiver Personen in TRIOs war ein fortlaufender, der Personen erfasste, die in den letzten beiden Quartalen diagnostiziert wurden.

Aufgrund von COVID-19 und der drohenden Gefahr einer lebensbedrohlichen Koinfektion HIV-positiver mit dem Corona-Virus vereinbarten Gesundheits-ministerium und CDC eine Schwerpunktverschiebung von Testing auf Unterdrückung der Viruslast, sodass den TRIOs Priorität auf nationaler Ebene eingeräumt wurde.

Das TCE-Programm in Namibia wurde auch 2020 von der Regierung der Republik Namibia und dem US-amerikanischen CDC sowie den HUMANA People to People-Organisationen Baltikum, Norwegen und Österreich realisiert bzw. unterstützt. Es ist uns eine besondere Freude, einen Beitrag zu diesem Projekt geleistet zu haben!

(5) PMTCT = Prevention of Mother To Child Transmission

/Aus dem Jahresbericht 2020 des Projekts an HUMANA Österreich/

„Es bringt ‘was, in der Gruppe zu sein!“

Gegen Ende 2020 – nach dem Lockdown – begann TCE auch mit der Umsetzung zusätzlicher Aktivitäten, so der Lieferung von ARV-Medikamenten zu HochrisikopatientInnen nach Hause und der Auslieferungen von Medikamenten für mehrere Monate an die Gemeinde-Adhärenzgruppen /CAG/. „CAG“s – Community Adherence Groups – nennen wir Selbsthilfe-Gruppen HIV-positiver Gemeindemitglieder, die sich unter Leitung eines TCE Field Officers zusammengeschlossen haben, um sich das Leben gegenseitig zu erleichtern.

Was eine „CAG“ so alles auf die Beine stellen kann, das erzählt uns eine Frau, die mit Begeisterung mitmacht:

„Wir sind seit Oktober 2018 in einer CAG”, sagt das Gruppenmitglied. „Am Anfang, als die TCE Field Officers damit begannen, Mitglieder unserer Gemeinde für die Gruppe zu mobilisieren, waren wir skeptisch, ob wir beitreten sollten. Aber als wir sahen, wie andere Frauen von der Gruppe unterstützt wurden, mussten wir nicht mehr lange überlegen: Wir mussten uns einfach anschließen!“

„Früher war es für uns schwierig, unsere Medizin von der Klinik abzuholen, aber jetzt – mit der CAG – ist das viel einfacher. Wir wählten eine Gruppenleiterin aus unserer Mitte, die verantwortlich dafür ist, die Medizin an der Klinik auszufassen. Die verteilt sie dann auf unseren Treffen an die Gruppen-mitglieder. So müssen wir nicht die weite Strecke in die Klinik zurücklegen, Fahrgeld verbrauchen und an der Klinik lange Schlange stehen.“

„Wir unterstützen einander in der Gruppe auch, wenn eines der Mitglieder krank wird, und achten darauf, dass kein/e Einzige/r die Behandlung aus-setzt. Auf unseren Treffen teilen wir unsere Erfahrungen mit unserem Leben mit AIDS untereinander und diskutieren darüber, wie unsere Probleme gelöst werden können. Da ist immer jemand, der eine gute Idee hat!“

„Auf diesen Treffen instruierten uns TCE Field Officers auch in Gemüseanbau und den Gebrauch von organischem Dung anstelle von Kunstdünger für die Pflanzen. Im Resultat dessen haben jetzt viele ihren eigenen kleinen Gemüsegarten beim Haus, und wir haben auch einen größeren Gemeinschafts-Garten angelegt, wo wir Cassava, Mais, Tomaten, Zwiebeln und Melanzani anbauen. Das Gemüse verwenden wir, um unsere Familien zu ernähren und können einige unserer Produkte sogar verkaufen. Dieses Geld verwenden wir für einige unserer Aktivitäten. Zurzeit planen wir, unsere Geflügelzucht zu erweitern.“

„Wir sagen ‚Danke!‘ zu TCE und zum Ministerium für Gesundheit und Soziales für unsere CAG! Sie haben uns geholfen, gute Änderungen für uns vorzunehmen.”

/Aus dem Jahresbericht 2020 des Projekts an HUMANA Österreich/