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Cashew, Sumo und der Hurrikan Gomba

Zu Besuch im Cashew-Zentrum Itoculo

Auch heuer führt uns ein Besuch in das ADPP-Zentrum für Cashew und Ländliche Entwicklung Itoculo. Itoculo liegt in der Großgemeinde Monapo in der nördlichen Küstenprovinz Nampula am Indischen Ozean, nicht weit von der Hafenstadt Nacala entfernt. 1993 hat unsere Schwesterorganisation damit begonnen, diese Region zu dem zu machen, was sie noch vor dem Bürgerkrieg gewesen war: eine der größten Cashew-Produzent*innen der Welt.

1993 begann ADPP hier auf 130 ha Land Cashew anzupflanzen. Ein Schulungszentrum für die Cashew-Bäuer*innen in den Gemeinden der Umgebung mit einer Kapazität für 40 Personen nahm drei Jahre später seinen Betrieb auf.

2010 stieg unser Cashew-Zentrum dann in das CASCA-Programm1 der niederländischen Entwicklungsorganisation SNV ein, die es sich – ebenso wie ADPP – zur Aufgabe gemacht hatte, den Cashew-Sektor in Nampula wieder zu beleben. Das Ziel: Unterstützung der lokalen Kleinbäuer*innen bei der Steige rung der Produktion hochwertiger Cashew-Nüsse und Einrichtung neuer kleiner Cashew-Verarbeitungsbetriebe. 2004 haben die KollegInnen in Itoculo dann mit der Verarbeitung der Cashew-Nüsse begonnen; für geröstete Nüsse kann man schließlich bessere Preise erzielen als für Rohnüsse. Seit 2007 wird auch das Fruchtfleisch des Cashew-Apfels zu „Sumo“ verarbeitet, einem vitaminreichen und „sehr gesunden“ Fruchtsaft, der sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreut. 2012 wurden 10 ha Land zur Produktion von polyklonalem2 Saatgut aufbereitet; lokal produziertes Saatgut ist witterungsresistenter. Es wird auf der eigenen Plantage verwendet und/oder an die Farmer der Umgebung abgegeben. In den letzten Jahren
wurde auch die Produktion weiterer Ölpflanzen und die Zucht von Masthühnern in das Programm aufgenommen. Highlight des Jahres 2021: ein 15 ha großes Areal für die Zucht von Bio-Cashew wird angelegt. Das Cashew-Zentrum ist das, was wir ein Sozial Enterprise nennen: Es verbesserte über Jahre hinweg die Produktionstechniken, erzielt Erlöse und schult damit Cashew- Kleinbäuer*innen der Umgebung in der Verbesserung ihrer Produktion und der Schaffung entsprechender Marktanbindung. Gleichzeitig setzt es Gemeinschaftsprogramme in den Bereichen Gesundheit, Wasser und Sanitärversorgung sowie Vorschulerziehung um.

Das Cashew-Zentrum verfügt heute über 525 ha Ackerland, davon 180 ha für die Cashew-Produktion mit 14.000 Cashew-Bäumen, eine Cashew Verarbeitungsanlage und eine Cashew-Saftfabrik. Es wird nunmehr seit fast 30 Jahren von HUMANA Österreich unterstützt. Deshalb wollen wir sehen, was es da Neues gibt:

Auf der Plantage

Laut Meldung der Deutschen Presse Agentur / DPA und AgenceFrance Press / AFP vom 12. März 2022 wütet der Zyklon Gombaim Norden Mosambiks und hat bis dato 10 Todesopfer und 20Verletzte gefordert, unter den Opfern auch ein Kind im Bezirk Monapo,das unter einer einstürzenden Hausmauer begraben wurde.Die betroffenen Regionen wurden zeitweise von heftigen Regenfällen und Windstärken um die 200km/h heimgesucht. Wie die Behörden bekanntgaben,sind mehr als18.000 Menschen betroffen,sechs Bezirke vollständig von der Außenweltabgeschnitten. Mehr als 2.200 Häuser seien vollständigund weitere 1.400 teilweise zerstört worden, als der Zyklon auf das Festland traf. Im Cashew-Zentrum wurde eine große Anzahl von Bäumen zerstört oder beschädigt, Mais im Intercropping3 auf 2 ha und Sesam, ebenfalls auf 2 ha, vollkommen vernichtet. Die gute Nachricht: Der technische Standard der Bewirtschaftung wurde das ganze Jahr über eingehalten. Nach dem Beschneiden von 4.345 der insgesamt 14.000 Cashew-Bäume wurden die 180 ha Cashew-Anbauland von Unkraut sowie Cashew-Wildwuchs gereinigt, die Bäume gegen Mehltau, Anthraknose4 und anderen Befall behandelt. Das 2021 angelegte Bio-Anbauareal wurde um weitere 15 ha mit 1.200 Bäumen auf insgesamt 30 ha und 3.000 Bäume erweitert. Das Jahresergebnis ist – trotz „Gomba“ – beachtlich: In der Erntesaison Oktober bis Dezember konnten 90 t Cashew-Äpfel geerntet werden, d.s. 86 % des Rekordergebnisses von 2021.

Die Verarbeitungsbetriebe

1 | Die Rösterei

110.000 kg Rohnüsse – eingelagerte aus eigener Produktion und von der Firma Jacaranda zugekauft – wurden ganzjährig verarbeitet. 21,8t ganze Nüsse – sie sind die wertvollen – sowie 2,8t geteilte Nüsse wurden produziert. 360kg verarbeitete Nüsse fielen dem Wirbelsturm zum Opfer, ebenso wie 3,5t Rohnüsse: Tore und Decken der Lagerhäuser waren aufgrund der Windstärke eingestürzt,sodass Nässeschäden entstanden.Die Cashew-Nüsse werden an KäuferInnen in der Hauptstadt Maputo, Nacala Porto und in der ganzen Provinz verkauft. NässebedingteTransportschäden haben zum Verlust eines größeren Kunden in Maputo geführt, was sich negativ auf die Jahreseinnahmen auswirkte.

2 | Der Sumo-Betrieb

Die Produktion von Cashew-Juice – „Sumo“ – findet in der Regel in der Erntezeit Oktober bis Dezember statt. 2022 wurden 2,5 hl Liter Juice produziert. Die Produktion wurde von einem Engpass in der Lieferung von Flaschen eingeschränkt.Schließlich wurden 7.000 gebrauchte Glasflaschen abgefüllt und für den Verkauf 2023 eingelagert.

3 | Die Hühnerzucht

Im April wurde die erste Charge von 400 Küken für die Aufzucht angekauft; sie gediehen gut. 390 Hühner wurden auf dem lokalen Markt verkauft. Allerdings war es aus Liquiditätsgründen nicht möglich, die Hühnerzucht fortzusetzen. Der gesamte Sektor „Nebenproduktionen“ – Getreideproduktion, Hühnerzucht – muss in Zukunft, so ist man sich einig, noch gestärkt werden.

4 | Das Cashew-Schulungszentrum für lokale Kleinbauern / -bäuerinnen:

Im Rahmen einer Partnerschaft mit der internationalen Entwicklungsorganisation TechnoServe5 haben am Cashew-Schulungszentrum verschiedene Lehrgänge für Jungbauern und-bäuerinnen der angrenzenden Bezirke stattgefunden, so ein Pilot-Kurs für 30 junge Leute und 3 AgrarhändlerInnen im Besprühenvon Cashew-Pflanzen. Klar: „Besprühen“ ist ein heikles Thema. Doch Cashew ist bereits wieder zur Lebensgrundlage vieler Menschen dieser Region geworden; es ist unerlässlich, die Pflanzen gegen Befall durch Krankheiten und Schädlinge zu schützen. Umso wichtiger ist es, es umweltschonend und „richtig” zu machen! Die Auswahl der KursteilnehmerInnen erfolgte äußerst sorgfältig, auch im Hinblick darauf, ob diese Person im Stande und bereit sein wird, das neuerworbene Wissen weiterzugeben.TechnoServe stellte 30 Zerstäuber zur Verfügung, ADPP unterrichtete „best practice“ des Cashew-Anbaus. Hier endet unser Rundgang durch das Cashew-Zentrum. HUMANA Österreich unterstützt es auch 2023 – also kommen wir im nächsten Fortschrittsbericht wieder!

 

1 „Support for the Cashew Sector“ – portugiesische Abürzung CASCA
2 Samen, der aus Pflanzenkreuzungen gewonnen wird
3 Mehrfachanbauverfahren, bei dem zwei oder mehr Feldfrüchte gleichzeitig auf demselben Feld angebaut werden.
4 Brennfleckenkrankheit; mehrere Pflanzenkrankheiten, die sich durch dunkle, eingesunkene Läsionen (Brennflecken) zeigen
5 TechnoServe, eine internationale Entwicklungsorganisation, hat seine Tätigkeit der Armutsbekämpfung durch Stärkung des privaten Sektors verschrieben: „Als führende gemeinnützige Organisation, die in fast 30 Ländern tätig ist, arbeiten wir mit hart arbeitenden Frauen und Männern in Entwicklungsländern zusammen, um wettbewerbsfähige Bauernhöfe, Unternehmen und Industrien aufzubauen. Indem wir Menschen mit Informationen, Kapital und Märkten verbinden, haben wir Millionen Menschen dabei geholfen, dauerhaften Wohlstand für ihre Familien und Gemeinschaften zu schaffen.“

Leben in Bewegung:

Die Gäste gehen ein und aus …

Das DAPP-Cashew-Zentrum feiert 2023 seinen 30. Geburtstag. Im Laufe der Jahre ist es zu einem über die Landesgrenzen hinaus bekannten „Vorzeigebetrieb“ für Cashew-Anbau ebenso wie für sozialen Einsatz geworden. „Itoculo arbeitet mit verschiedenen Sektoren wie der Regierung, privaten Unternehmen, NGOs und Einzelpersonen zusammen. In diesem Zusammenhang empfängt es täglich interessierte Besucher“, berichtet Projektleiter João Assane Amanze. Hier einige

Highlights: Im Juni besuchte eine internationale Gruppe von UmweltexpertInnen aus Portugal, Spanien, Cap Verde und Mosambik das Cashew-Zentrum. Dieser Besuch – so João – war sehr wichtig: Es bestand großes Interesse an einer Zusammenarbeit, auch im Hinblick auf einen internationalen Vertrieb der Cashew-Produkte aus Itoculo.

Der alljährliche „Feldtag“ im Bezirk Monapo wurde 2022 vom ADPP-Cashew-Zentrum ausgerichtet. An diesem Tag treffen traditionell die LandwirtInnen der Region und VertreterInnen der Landwirtschaftsorganisationen zusammen, um die Ergebnisse des Vorjahres zu überprüfen, Erfahrungen auszutauschen und den weiteren Weg abzustecken.

Nitidæ, ein gemeinnütziger Verein nach französischem Recht, dessen Aufgabe darin besteht, Projekte zu realisieren, die die Umwelt schützen, ebenso wie die lokale Wirtschaft zu stärken, die einen Beitrag zum Umweltschutz leistet, besuchte mit einer Gruppe von Bauern / Bäuerinnen aus der Provinz Zambézia unser Projekt, um Erfahrungen in der Cashew-Produktion und -Verarbeitung auszutauschen.

„Hohen Besuch“ empfing das DAPP-Cashew-Zentrum am 5. Dezember, und zwar den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Mosambik. – Die deutsche Bundesregierung unterstützt die Entwicklung der Cashew-Industrie in der Provinz Nampula.

Im Dezember war unser Cashew-Zentrum Gastgeber des III. Cashew-Festivals, das von der Regierung und PartnerInnen organisiert wurde. An der Veranstaltung, die unter dem Ehrenschutz des Gouverneurs der Provinz Nampula stand, nahmen Cashew-ProduzentInnen und -VerarbeiterInnen, HändlerInnen, ExporteurInnen – kurzum: die gesamte Cashew-Branche – teil. „Es war ein guter Moment“, erinnert sich Projektleiter João, „denn es wurden neue Freundschaften geschlossen und Geschäftsmöglichkeiten eröffnet.“

 

// Aus dem HUMANA Fortschrittsbericht 2022