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Brückenprogramme – Die Wissenskluften überwinden

Eine Regierungsstudie ergab, dass rund 50 % der Kinder, die die 5. Klasse abschließen, weder lesen, noch rechnen oder schreiben können. Die Gründe? – Hohe Schülerzahl in den Klassen, Mangel an qualifizierten LehrerInnen, schlechte institutionelle Infrastruktur.

Die sog. „Brückenprogramme“ – „Kadam – Step-Up”, “Kadam Plus“ u.a. – wurden von HPPI entwickelt, um die Wissenskluft zwischen jenen Kindern, die keine Schule besuchen – „außer-schulische Kinder“ (1) –, und jenen in den öffentlichen Grundschulen zu überbrücken.

Die Programme bauen auf pädagogischer Empathie, modernen kindgerechten Unterrichtspraktiken und -techniken auf, die es den LehrerInnen ermöglichen, die ganzheitliche Entwicklung des Kindes zu fördern. Nicht nur auf die Erweiterung des akademischen Wissens, sondern auch auf den Aufbau der Sozialkompetenzen und die Vermittlung von Wissen über gesellschaftliche Vorgänge und Zusammenhänge kommt es an. Gemeinsames Lernen, Lernen aus realen Situationen, aktives Mitdenken und Selbstkontrolle sind angesagt.

“Kadam – Step-Up” – vorwärts, Schritt für Schritt!

Das Programm ist in 11 Abschnitte gegliedert und erstreckt sich über 11 Monate, wobei jeder Abschnitt unter einem speziellen Motto steht, das parallel zu den akademischen Fächern Hindi,

(1) „Außerschulische Kinder“ nennen wir Kinder im schul-pflichtigen Alter (also 6-14 Jahre alt), die aber aufgrund wirtschaftlicher, sozialer oder anderer Hindernisse keinen Zugang zu Bildung haben. Das können entweder SchulabbrecherInnen sein, oder aber Kinder, die niemals in eine Schule eingeschrieben wurden.

 

HUMANA-Programme für unterprivilegierte Kinder:

Die „Bildung für alle!“-Kampagne (1) der indischen Regierung und die damit verbundenen – staatlichen und privaten – Initiativen sehen den kostenlosen Grundschulunterricht für

alle Kinder – verpflichtend – vor. Immerhin erreicht die Einschulungsquote einen noch nie dagewesenen Stand von 96% ihrer Kapazität, doch der Anteil jener Kinder, die die Schule nicht besuchen, ist nach wie vor erschreckend hoch.

(1) In Hindi सर्व शिक्षा अभियान (sarv shiksha abhiyaan)

 

Englisch, Mathematik und Umweltbelange unterrichtet wird. Die Methodik ist Kind-orientiert, der Ansatz „Learning by Doing“.

Trotz COVID-19: 30.508 Kinder waren 2020 in „Kadam Step-Up“ erfasst, 16.552 haben ihr Lernziel erreicht und waren bereit zur Aufnahme in eine Regelschule.

„Kadam Plus“ – Lernhilfe für Schulkinder

Das „Kadam Plus”-Programm wendet sich an Kinder, die zwar die Regulärschule besuchen, aufgrund sozialer Nachteile jedoch Mühe haben, im Unterricht Schritt zu halten.

Insgesamt 4.244 PädagogInnen – LehrerInnen und DirektorInnen der betreuten staatlichen Grundschulen – wurden in die Kadam-Methodik eingeführt. Trotz Social Distancing konnten 1.647 Elternabende organisiert werden, um die Eltern / Erziehungsberechtigten der SchülerInnen mit einzubeziehen.

2020 waren fast 40.000 Kinder an 965 öffentlichen Grundschulen im „Kadam Plus“-Programm.

2020: Weitermachen mit vereinten Kräften!

Mit Hochachtung berichtet HPPI vom Engagement der Eltern und der Gemeinden, dass sie an den Tag legten, damit ihre Kinder das Lernen in diesem „COVID-Jahr“ 2020 fortsetzen konnten. Als die Schulen geschlossen wurden, liehen viele Eltern den Kindern ihre Smartphones und achteten darauf, dass sie tatsächlich lernten. Unter dem Motto „Mein Heim ist mein Klassenzimmer“ versammelten die LehrerInnen während des Lockdowns im 1. Halbjahr Kleingruppen „ihrer“ Kinder unmittelbar bei ihren Wohnorten und setzten den Unterricht fort. Hunderte Menschen aus den Gemein-den meldeten sich freiwillig, um Digital Learning der Kinder zu fördern.

Die Anstrengungen der Programm-MitarbeiterInnen, Kadam-LehrerInnen, im Verein mit Regierungsbehörden, lokalen Interessengruppen und Freiwilligen, die Fortsetzung des Unterrichts zu sichern, verdient höchste Anerkennung.  Sie haben es geschafft, dass die SchülerInnen den Faden nicht verloren haben und sich an die „neue Normalität“ gewöhnten.

/Aus dem Jahresbericht 2020 des Programms an HUMANA Österreich/

 

LEBEN IN VERÄNDERUNG

Direktor Aftab Ahmed: „Es ist unglaublich …“

Seit 5 Jahren schon ist Aftab Ahmed Direktor der Grundschule in Kheri Barki, Bundesstaat Haryana. Immer schon war er bemüht, neue, innovative Unterrichtsmethoden in seinem Haus einzuführen, um das Wissensniveau seiner SchülerInnen zu heben. Deshalb entschied er sich für das „Kadam Plus“- Programm.

Zugegeben: Anfangs war er schon etwas skeptisch. Er forderte die Kadam-Lehrerin Astha heraus, jene Kinder zur Schule zurück-zubringen, die kein Interesse am Kommen hatten bzw. den Unterricht immer wieder schwänzten. Es dauerte keinen Monat, da hatte Astha ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt: Sie brachte die Kinder nicht nur wieder in die Schule zurück, sondern half sogar mit, die Anwesenheitsrate der regulären SchülerInnen zu erhöhen.

Das hat Direktor Ahmed überzeugt! Er unterstützte Astha fortab bei jedem ihrer Schritte, dass „Kadam Plus“- Programm zu etablieren, und dies mit einer für ihn typischen Begeisterung. Er selbst eignete sich die Programm-Methodologie an und teilt sein Wissen gerne auf Elternversammlungen und in der Gemeinde. Stolze Äußerungen der Eltern über die Leistungen ihrer Kinder und ihre Neugier, ihre Fortschritte zu verfolgen, haben ihm persönlich, seiner Schule und dem „Kadam Plus“-Programm Lorbeeren eingebracht.

Was ihm am meisten am neuen Programm gefällt – so Direktor Ahmed –, ist die Art und Weise, wie die Lernfortschritte der Kin-der verfolgt, aufgezeigt und mit ihnen besprochen werden. Die Kinder, so erzählt er, lieben ihre Kadam-Bücher und verwenden sie nicht nur im Unterricht, sondern auch zu Hause…

Er könne seinen KollegInnen an den anderen Grundschulen die „Kadam Plus“-Methode nur empfehlen. Denn das Prinzip ist einfach: „In dem Moment, in dem die Kinder wissen, was von ihnen erwartet wird und sie geschätzt werden, wenn sie ihre Ziele erreichen, lernen sie einfach“, sagt Direktor Ahmad. „Es ist unglaublich!“

/Aus dem Jahresbericht 2020 des „Kadam“-Projekts an HUMANA Österreich/