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Reorganisation, Bioanbau, Hühnerzucht und Cashew-Rekordernte

Das DAPP Zentrum für Cashew und ländliche Entwicklung wurde 1995 gegründet. In den 26 Jahren seines Bestehens hat es sich von einem Landwirtschaftsprojekt zu einem landesweit führenden Muster-Betrieb für die Wiederbelebung des Cashew-Anbaus in Mosambik entwickelt. Seine Aufgabe ist es nicht nur, die Cashew-Produktion in der Provinz Nampula zu fördern und die lokalen Bauern / Bäuerinnen in der Produktion und Verarbeitung von Cashew unter Anwendung nachhaltiger und effizienter landwirtschaftlicher Praktiken zu schulen, sondern auch sozio-ökonomische Maßnahmen zu setzen, um den Lebensstandard der Menschen in der Region zu heben. 

HUMANA Österreich hat dieses Projekt seit Anbeginn an unterstützt. Deshalb auch hier ein Kurzbericht darüber, was sich 2021 an Neuem getan hat. 

Zur Erinnerung: Das Zentrum verfügt über Schulungseinrichtungen, 525 ha Ackerland, von denen 150 ha für die Cashew-Produktion – insgesamt 13.000 Cashew-Bäume –  genutzt werden, eine Cashew-Verarbeitungsanlage und eine Cashew-Saft-Fabrik. Das Projekt unterstützt die lokalen Cashew-Bauern/BäuerInnen in der nahe gelegenen Gemeinde Nicane, Bezirk Monapo.

Am Cashew Center arbeiten 16 ständige MitarbeiterInnen und 60 SaisonarbeiterInnen, zur Erntezeit im Oktober, wenn auch die Saftproduktion ihren Höhepunkt hat, waren es 200 SaisonabeiterInnen. 

2021 – ein Jahr der Neuorganisation

2021 erhielt das Projekt ein Darlehen von ADPP, sodass es möglich war, das Projekt umzustrukturieren, die Arbeitsteilung und Verantwortlichkeiten in 3 Hauptsektoren neu zu organisieren und damit das Projekt insgesamt zu stärken:

Sektor „Cashew-Plantage“: Er ist verantwortlich für die Instandhaltung und Pflege der Plantage, das Pflanzen neuer Setzlinge und die Produktion von rohen Cashew-Nüssen.

Im Ergebnis der Umstrukturierung der Aktivitäten – Stärkung der Manage-ment-Strukturen, bessere Kontrolle des Ernteprozesses – wurden während der Landwirtschaftssaison 2021 104 Tonnen Cashew-Rohnüsse geerntet, ein absolutes Rekordergebnis! Nach dem Auswahl- und Trocknungsprozess wurden 78 Tonnen eingelagert, davon 76 Tonnen für die Verarbeitung im Jahr 2022; 200 kg wurden für die lokale Aussaat reserviert, 1,8 Tonnen für den Verkauf als Saatgut an verschiede-ne ProduzentInnen. 

Zur gleichen Zeit wurden auf 15 Hektar 3.060 neue Cashew-Bäume mit biologischen Anbaumethoden gepflanzt.1  Unfruchtbar gewordene Bäume der Plantage wurden ausgeholzt und durch neue Bäume ersetzt. Bei einer Kontrolle im Dezember konnte festgestellt werden, dass 91 % der neu gepflanzten Bäume gut gediehen, der Rest jedoch Dürre und Insektenbefall nicht überlebt hatte. 

Sektor „Cashew-Nuss-Verarbeitung“: Er ist verantwortlich für das Schälen der Nüsse und den Verkauf der Finalprodukte, um die Mittel für den Betrieb des Zentrums sowie Gehälter und Steuern bereitzustellen.

Die Verarbeitung begann im Jänner mit einem Team von SaisonarbeiterInnen und endete im August. In diesem Zeitraum wurden 58 Tonnen Cashew-Äpfel verarbeitet, was 8,8 Tonnen ganze Nüsse und 2,65 Tonnen geteilte Nüsse2 –  halbe Kerne –  er-gab.

Im März ging der Verkauf von Cashew-Erzeugnissen zurück, da sich COVID-19 – Lockdown und Katastrophenzustand – auf die Marktsituation auswirkte. Deshalb wurde die Verarbeitung für 3 Wochen unterbrochen; diese Zeit wurde dafür verwendet, um – mit Erfolg – neue KundInnen zu akquirieren.

Im April 2021 schloss das Cashew-Centre eine Vereinbarung mit dem Unternehmen „Sunshine Nut“ in Maputo ab und begann mit der monatlichen Lieferung von Cashew-Nüssen, der Rest wurde an lokale WiederverkäuferInnen in Nampula und Nacala so-wie an andere KundInnen verkauft. Die Vereinbarung mit dem neuen Partner „Sunshine Nut“ in Maputo sichert einen Absatz von 1 Tonne Cashew-Nüssen pro Monat. Deshalb wird das Werk sein Produktionsvolumen im Jahre 2022 auf über  2 Tonnen steigern können. Dies wiederum machte einen Ausbau der Produktionskapazitäten erforderlich:  Es wurden 8 zusätzliche Schneidetische gekauft; der Verarbeitungsbereich wurde auf 20 MaschinenbedienerInnen, die Schälabteilung auf 20 MitarbeiterInnen aufgestockt.

Sektor „Nebenproduktionen“ – also alles, was nicht „Cashew-Nuss“ ist: 

Das Team trägt die Verantwortung für die 2021 neu eingeführte Hühnerzucht sowie den Anbau von Getreide und Ölsaaten. Diese beiden Neueinführungen sollen einerseits zu einer Einkommenssteigerung des Projekts durch den Verkauf von Hühnern und Sesam, andererseits zu einer verbesserten Ernährung der MitarbeiterInnen durch Mais, Bohnen und Gemüse aus eigenem Anbau beitragen.

Die „neue“ Hühnerzucht: Mit Eigenmitteln des Projekts wurde 2021 eine neue Aktivitätslinie geschaffen: die Aufzucht von Hühnern mit dem Ziel, zusätzliches Einkommen für das Projekt zu schaffen.

Es wurde ein Hühnerstall mit einer Kapazität von 500 Hühnern gebaut, die lokal verkauft werden sollen. Zunächst wurde versuchsweise mit der Aufzucht von 214 Küken begonnen, wobei der benachbarte Landwirtschaftsbetrieb technisch und mit Erfahrung unterstützte. Die Saftproduktion: Früher – so erzählte uns die vormalige Projektleiterin Else-Marie – brannten die Männer aus dem Fruchtfleisch hochwertigen – meist methylhaltigen – Schnaps, verschwanden dann für Tage, bis der Schnaps weg war und meist auch das Familieneinkommen aus dem Cashew-Verkauf.  Das ist heute anders: Statt Schnaps wird aus dem Fruchtfleisch der Cashew-Äpfel eine gesunde Delikatesse: Cashew-Juice – „Suma”. 

Die Saftproduktion beginnt in der Regel im Oktober. 2021 wurden 2.380 Liter Saft produziert, pasteurisiert und in 7.000 Flaschen abgefüllt. Absatzprobleme gibt es hier keine: „Suma” ist, wie gesagt, ein delikates Produkt, das vor allem bei ernährungsbewussten Menschen geschätzt wird. In diesem Prduktionsbereich arbeiten vor allem Frauen aus den umliegenden Gemeinden, und zwar in 3 Teams: in der Flaschenreinigung, in der Verarbeitung der Äpfel und in der Konservierung. 

Das Jahresziel von 3.000 Liter Juice / 10.000 Flaschen scheiterte an Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Flaschen, Flaschenverschlüssen und Gelatine. Das Juice wurde für den Verkauf 2022 eingelagert. Die Beschaffung von Steigen für den Transport zum Markt stellte jedoch zu Jahresbeginn eine noch ungelöste Aufgabe dar.

Dienstleistungen für die lokalen Kleinbauern / Bäuerinnen: Das ADPP Cashew-Centre führte einst wie heute zahlreiche Aktivitäten im Interesse der Entwicklung der umliegenden Gemeinden und der Hebung des Lebensstandards der dortigen Bauernschaft durch. Hier einige Beispiele aus 2021:

Traditionell gehört hierher die Ausbildung / Schulung der Bauern / Bäuerinnen in Cashew-Produktion: 2021 wurden die Schulungen unter Verwendung von Bio-Material durchgeführt, an der 300 Cashew- ProduzentInnen aus dem Umland teilnahmen. Bei diesen Schulungen ging es in erster Linie darum, den Bauern / Bäuerinnen Bio-Anbau ans Herz zu legen. Viele von ihnen waren skeptisch: Der Einsatz von Pestiziden – so meinen sie – sei „modern“ und deshalb auch „richtig“. Schulungsinhalt war es, Wissen über natürliche Pestizide zu vermitteln3, positive Ergebnisse zu demonstrieren, die sich in höherem Verkaufswert und „gesünderen“ Produkten äußern. 

3 z.B. Bekämpfung von Mehltau mit Brennnessel-SaftItoculo unterstützte im September 125 Bauern / Bäuerinnen bei der Trocknung und Lagerung von Edelkastanien. Während dieser Zeit hielten COSEBO4 und das Instituto de Amendoas de Moçambique5 am Cashew-Zentrum mehrere Schulungen für 175 ProduzentInnen über die Verwendung natürlicher umweltverträglicher Pestizide, die Wartung von Zerstäubern, den Umgang mit chemischen Produkten und Giften während und ab Ernte. Das Cashew-Centre ermöglichte Demonstrationen der praktischen Umsetzungen auf seinem Gelände. 

Die Bezirksbehörde Monapo lud das ADPP Cashew-Center ein, seine Erfahrungen mit jungen Menschen zu teilen und sich am Aufbau der Bewegung „Cashew Youth“ zu beteiligen, einer „Cashew-Initiative“, die Jugendlichen, die keine andere Einkommensmöglichkeit haben, die Selbständigkeit im Cashew-Sektor ermöglichen soll. ADPP hat gerne angenommen.

Auf der Cashew-Messe der Provinz Nampula, die im Dezember 2021 in Vila de Monapo stattfand, besuchte der Gouverneur der Provinz den ADPP-Stand, der die Produkte des Centres – Nüsse verschiedener Geschmacksrichtungen, Juice etc. – präsentierte, und gab die Empfehlung an die Bauern/BäuerInnen der Region ab, diesem Beispiel zu folgen.

Fazit 2021

Das ADPP Cashew Centre Itoculo ist zu einem starken Bezugspunkt im Distrikt Monapo geworden. Es war nicht nur erfolgreich bei der Steigerung der lokalen Cashew-Produktion, sondern hat sich durch seine verschiedenen Schulungs- und Öffentlichkeitsarbeitsaktivitäten auch einen festen Platz in den lokalen Gemeinschaften erobert.

Die Menschen profitieren von den Auswirkungen des Projekts. Es hat Arbeitsplätze für die Bevölkerung und eine wirtschaftliche Dynamik geschaffen, die u. a. den Ausbau des Stromnetzes generieren konnte.

/Aus dem Jahresbericht 2021 des Projekts an HUMANA Österreich/

1 Das 2020 anglegte Bio-Areal von 10 ha wurde 2021 um 5 ha erweitert.

2 Was die Vermarktung von gespaltenen – entzweigebrochenen – Nüssen betrifft, so  war diese immer schon schwierig, da Einzelhändler normalerweise nur ganze Mandeln wollen.

4 

5 „Mandel-Institut“ Mosambiks