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„KUSHINGA“ muss man haben – und Durchhaltekraft…

… wenn man der „alten Pandemie“ HIV / AIDS den Kampf ansagen will. Dieses Projekt, das wir von HUMANA Österreich 2021 erstmals unterstützten, wurde 2020 ins Leben gerufen und im Rahmen des Programms „Total Control of the Epidemic“ / TCE realisiert. Das Besondere an dieser mosambikanischen TCE- „Variante“ ist, dass sie auf 2 Schienen operiert – also quasi ein „Doppelprojekt“ ist.„Kushinga“ – in Makua soviel wie „Mut“ – ist ein auf der lokalen Gemeinschaft begründetes Projekt, das darauf abzielt, Screening und Identifizierung von Kindern und heranwachsenden Mädchen mit HIV außerhalb des nationalen Gesundheitssystems zu verbessern und sie in Betreuungs- und Behandlungsdienste zu integrieren. 

„Stay On“ – „Bleib standhaft!“ – implementiert ein Modell dafür, wie Menschen mit HIV zu einer lebenslangen Behandlung befähigt werden. Das Projekt konzentriert sich auf junge Frauen und Männer (15 – 25 Jahre) und erwachsene Frauen und Männer (25 – 59 Jahre), einschließlich SexarbeiterInnen. Beide Teilprojekte werden in den Distrikten Báruè und Sussundenga in der Provinz Manica umgesetzt, teilen sich dieselben Einrichtungen und arbeiten eng mit 3 Durchführungspartnern zusammen:

1. Kuyakana (Netzwerkverband Menschen mit HIV);

2. CIOB (Teil des Nationalen Gesundheitsinstituts von Mosambik);

3. OMES – Organização de Mulheres e Trabalhadores de Sexo.1

Die beiden Projekte ergänzen einander und decken die Mehrheit der Bevölkerung in den Distrikten Báruè (knapp 138.000 Menschen) und Sussundega (130.000 Menschen) in der Provinz Manica ab. Die gute Zusammenarbeit mit Distrikt- und Provinzregierung garantiert die reibungslose Durchführung des Projekts und eine weitestgehend problemfreie Durchführung. Aktionsschwerpunkte 2021 2021 konzentrierten sich beide Projekte auf Beratung, Tests, Reintegration HIV-positiver Menschen und Bildung von Gruppen zur  Einhaltung einer antiretroviralen Behandlung bei den Hauptzielgruppen: Kinder von weiblichen Sexarbeiterinnen, Waisen und gefährdete Kinder im Alter von 0-14 Jahren, Kinder von HIV-infizierten Müttern, die die Behandlung abgebrochen haben, und junge Mädchen im Alter von 10 bis 19 Jahren.Tests: Schwerpunkt Kinder Es wurden insgesamt 4.742 Kinder mit Beratung und Tests erreicht, davon 2.443 Kinder getestet, 191 positiv. Die Positivitätsrate der getesteten Kinder war erfreulicherweise niedrig, da auch andere Organisationen im Bereich Mutter-Kind-Übertragung aktiv sind. Schwierigkeiten, auf die die ADPP-KollegInnen in den Projekten bei der Integration der HIV-positiven Kinder in die ARV-Behandlung gestoßen sind, bestanden z. B. in der Weigerung einiger Eltern, ihre Kinder behandeln zu lassen; andere wiederum begannen die Behandlung nicht auf der vorgesehenen, sondern einer anderen Gesundheitsstation, was eine Überprüfung der Einhaltung durch das Projekt erschwerte. Eine der Lektionen, die unsere KollegInnen gelernt haben, ist, dass sie eine Risikobewertung einführen müssen, um die Verwundbarkeit von Kindern besser einschätzen zu können, und auch eine Lösung für den Umgang mit Kindern ohne Bezugsperson finden müssen. Der Schritt aus dem SelbstStigma 893 Menschen mit HIV organisierten sich in TRIOs – 3er-Gruppen: 2 nahestehende Menschen unterstützen eine/n HIV-Positive/n bei der Einhaltung der ARV Therapie – und gründeten 14 „Positive Living Clubs“. Um die Finanzkraft der Betroffenen zu verbessern und eine gesunde Ernährung zu ermöglichen, wurden 9 Sparvereine gegründet; weitere sollen 2022 folgen. Der erste, große Schritt zur Überwindung des Selbst-Stigmas ist, wenn die Person, die mit HIV lebt, beginnt, den HIV-Status mit anderen Vertrauenspersonen zu teilen, die Unterstützer bei der Überwindung der Barrieren werden können. Neu: „Mobile Mädchenbrigaden“ 165 Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren wurden mobilisiert, um 13 „Mobile Mädchen- Brigaden“ zu bilden, 4 in Sussundenga und 9 in Báruè. Ziel ist es, diese Mädchen zu Peer-Educators auszubilden und sie zu befähigen, ihr Wissen in Informationsveranstaltungen an andere Mädchen und Frauen weiterzugeben. Themen, die angesprochen werden sollen, sind Kinderrechte, sexuelle reproduktive Gesundheit und sexueller Missbrauch. Anfangs wurde sehr schnell klar, dass die „Brigadistinnen“ nicht viel Ahnung von diesen Themen hatten. Die ersten Treffen waren daher sehr interaktiv: Fragen & Antworten. Es wurden mehrere einschlägige Handbücher der offiziellen Gesundheitsbehörden zu Rate gezogen. Eigentlich waren auch Theater- und Rollenspiel zwecks Wissensvermittlung angedacht, doch musste damit aufgrund der COVID-19-Beschränkungen verzichtet werden. Gemeindevorsteher – sie haben das Sagen! Gemeindevorsteher spielen eine Schlüsselrolle im sozialen Verhalten der Menschen in den Gemeinden. Verständlich, dass das „Doppelprojekt“ auf die enge Zusammenarbeit mit den Gemeindevorstehern großen Wert legte, vor allem was die Identifizierung der lokalen sozialen Probleme – der ortsansässigen Risikopersonen –, den gegenseitigen Wissensaustausch und die Gewinnung des Vertrauens der Menschen in den Gemeinden betraf. Neben den regelmäßig stattfindenden Koordinationsgesprächen zwischen Projekt und „grauer Eminenz“ wurden mehrere Kampagnen in den Gemeinden über Krankheitsprävention, ausgewogene Ernährung und Therapietreue durchgeführt. Insgesamt machte das Projekt erhebliche Fortschritte, obwohl es aufgrund mehrerer Faktoren, so durch von COVID-19 bedingtem social distancing, nicht alle geplanten Ziele für 2021 erreichen konnte. Ein mangelhaftes Straßennetz in Kombination mit weiten Entfernungen zwischen Gesundheitseinrichtungen und PatientInnen haben ebenfalls das Ihre dazu getan. Soviel können wir jedoch jetzt schon sehen: Der Anfang ist getan und vielversprechend. Die „neue Pandemie“ scheint man auch in Mosambik einigermaßen in den Griff zu bekommen. Endlich wieder Zeit, sich mit ganzer Kraft der „alten Pandemie“ zu widmen …

/Aus dem Jahresbericht 2021 des Projekts an HUMANA Österreich/