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Ein Jahr am Polytechnikum Cabinda

Die Allgemein- und Berufsbildende Schule /EPP/1 Cabinda – seit mehreren Jahren von HUMANA Österreich unterstützt – befindet sich in der Stadt Lândana, Provinz Cabinda. Sie ist eine von 8 ADPP-Polytechnika im ganzen Land, die seit 2011 junge Menschen zwischen 12 und 20 Jahren auf Sekundarstufe ausbildet.

Unterrichtet werden – pro EPP jeweils drei – Berufe, die das Land dringend braucht. In Cabinda lernen rund 200 SchülerInnen „Moderne/r Koch/Köchin“, WasserassistentIn (InstallateurIn) und Vorschul-AssistentIn, ein Teil davon im Internat.

Das Schuljahr begann wie immer

… Anfang Februar mit einem „Open Sunday“ – einem Fest für SchülerInnen, LehrerInnen und die Menschen aus der Umgebung mit Musik, Theater, Spielen, Essen-ständen u.v.m.  Dann nahmen die SchülerInnen aller drei Schulstufen ihre „Wanderung von Gipfel zu Gipfel“ auf.1 Die „Erstklassler“ machten sich zunächst mit dem Studiensystem vertraut, arbeiteten in kleinen Gruppen zusammen und übernahmen die ersten eigenen Verantwortungen. Die SchülerInnen im 2. Lehrjahr vertieften ihr Wissen über die jeweils gewählten Berufe und stellten sich der Herausforderung, die Schule gemeinsam zu führen. Die Abschlussklasse übte sich, wie immer, in den gewählten Berufen, indem sie praktische Arbeiten an der Schule ausführte.

Und dann kam alles anders

Alle drei Programme wurden gegen Ende März mit der Verhängung des landesweiten Ausnahmezustands in Folge der ersten COVID-19-Fälle unterbrochen; alle Schulen wurden geschlossen. Unverzüglich bereiteten sich die EPPs auf Homeschooling vor, sodass die SchülerInnen von zu Hause aus weiterlernen konnten. Erst im Oktober durfte der Präsenzunterricht fortgesetzt werden. 18 „Moderne KöchInnen“ (14 Mädchen, 4 Burschen), 19 VorschulassistentInnen (4 Mädchen, 15 Burschen) und 24 WasserassistentInnen (1 Mädchen, 23 Burschen) nahmen ihre Studien in den gewählten Berufen wieder auf, übten in Lehrwerkstätten und Praxis-Betrieben.  Lediglich für die VorschulassistentInnen bestanden auch weiterhin Einschränkungen, da die Vorschul-Kindergärten geschlossen blieben.

Aufholen im Zeitraffer-Tempo

Es wurde mit dem Bildungsministerium vereinbart, das Schuljahr bis Juli 2021 auszudehnen, um den versäumten Stoff nachzuholen. Unsere PädagogInnen in Cabinda arbeiteten neue Lehrpläne für das 1. Halbjahr 2021 aus, um alle Bildungsaktivitäten „unterzubringen“.

 

Akademische Fächer und praktische Ausbildung halten einander die Waage und tragen dem Mangel an hochqualifizierten, universell gebildeten Fachkräften Angolas Rechnung. EPPs bilden vielseitig befähigte, dynamische junge Menschen heran, die mit Hand, Herz und Verstand zur Entwicklung in Angola beitragen können.

Die „neue Normalität“

Die EPP Cabinda regte – über ihren Bildungsauftrag hinausgehend – eine Reihe von COVID-19-Präventionskampagnen in Gemeinden der Provinz an: 43 junge Freiwillige wurden vom Roten Kreuz geschult, um gegen die Pandemie zu mobilisieren. Sie verteilten Broschüren, halfen bei der Installation von Tippy-Taps2 und stellten Info-Poster her.

Auch das „gesellschaftliche Leben“ nahm, wenn auch mit Einschränkungen, seinen Fortgang: „literarischen Café-Abende“ mit den StudentInnen der ADPP-Lehrerbildungsakademie Cabinda, Info-Veranstaltungen in der Gemeinde über Bettenbau, Abfallentsorgung, Schweißen, Kuchen-Backen, Tischdekoration und Basteln origineller Spielsachen mit einfachsten Mitteln.

Die EPP-SchülerInnen legten 2020 eine Bananenplantage, ein Maniok-Feld und einen Gemüseacker an – um ihren eigenen Speiseplan und die Finanzen des Institutes durch den Verkauf der überschüssigen Produktion aufzubessern.

Was wir gelernt haben

Auch wenn der Unterricht 2020 etwas zu kurz kam und nicht alle Ziele erreicht wurden, so haben alle im COVID-Ausnahmezustand viel gelernt: Die SchülerInnen haben großes Verantwortungsbewusstsein entwickelt. Selbst im Lockdown sind sie aktiv gewesen, haben ihre Angehörigen und Nachbarn gegen COVID-19 mobilisiert. Die LehrerInnen mussten außerordentlich kreativ werden und sich selbst sowie den Unterricht den neuen Umständen anpassen. Die Gemeinden und die Menschen, die da leben, haben auch in dieser Situation von der EPP profitiert. Alle haben eines gelernt in diesem schweren, unberechenbaren Jahr: „Aufgeben“ gibt’s nicht!

/Aus dem Jahresbericht 2020 des Projekts an HUMANA Österreich/