
Materialkunde
Anbau, Herstellung und Umweltauswirkungen
Dieser Post hilft dir, den Unterschied zwischen den verschiedenen Textilien zu erkennen, sodass du für dich entscheiden kannst, wie du am besten umweltfreundlich einkaufst. Als nachhaltig gilt, dass die Materialen umweltfreundlich angebaut, geerntet und verarbeitet werden, und dass sie leicht zu recyceln sind.
Die nachhaltigsten Materialien
- Hanf
- Kapok
- Seide
- Wolle
- Leinen
- Bio-Baumwolle
- Tencel Modal
Hanf
Hanf ist eine Naturfaser, die aus der Hanfpflanze gewonnen wird. Der Anbau der Hanfpflanze braucht, im Vergleich zu Baumwolle, zwei Drittel weniger Wasser (2,719 l/kg)[1] und kann auf trockenen und stickstoffreichen Böden[2] in fast jedem Klima wachsen. Die Naturfaser beansprucht den Boden nicht, das heißt, sie nimmt ihm keine Nährstoffe weg. Da das Material schädlingsresistent und natürlich hell ist, braucht es weder Pestizide, noch muss es mit Chlor gebleicht werden[3]. Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt ist die Langlebigkeit des Materials, da der Stoff sehr robust ist.
Kapok
Kapok ist ein sehr nachhaltiges, wenn auch eher unbekanntes, Material. Die Fasern wachsen auf der Frucht der Seidenwollbäume und werden auch von dort geerntet. Diese Fasern werden als Füllmaterial für Polster oder Jacken verwendet, und sind daher eine gute Alternative zu Daunen. Da Kapok noch nicht sehr bekannt ist, wird es nicht extra angebaut, sondern wächst wild. Das heißt, dass die Pflanze weder Pestizide noch Bewässerung braucht und auch keine Gefahr für Monokulturen darstellt. Monokulturen gefährden Artenvielfalt und die Ausbeutung von Nährstoffen im Untergrund.
Seide
Seide wird von der Maulbeerenraupe hergestellt. Die Raupe bildet einen Kokon, der aus Seidenfasern besteht. Um diese zu ernten, müssen die Kokons eingesammelt und gekocht werden. Das tötet die Raupen, die sich noch in dem Kokon befinden. Das Material ist also nicht geeignet für den veganen Lebensstil. Die Fasern vom Kokon werden dann zu Seide gesponnen. Das Material ist sehr pflegeintensiv und verfärbt sich schnell, ist aber biologisch abbaubar.
Wolle
Wolle wird vor allem von Schafen gewonnen, die geschoren werden. Wolle besteht aus proteinhaltigen Fasern, die leichter einzufärben sind als Cellulose Fasern, so wie Leinen. Das Material ist sehr langlebig und ebenfalls biologisch abbaubar. Da die traditionelle Wolle von Tieren gewonnen wird, ist sie nicht vegan.
Leinen
Leinen wird aus der sehr robusten Leinenpflanze hergestellt. Das heißt, dass im Vergleich zu Baumwolle, weniger Pestizide und Bewässerung gebraucht wird, um die Pflanze zu erhalten. Bei Bio-Leinen verwendet man gar keine Pestizide. Bei der Verarbeitung werden die Leinenfasern von den Stängeln entfernt, gehechelt und zu Fäden versponnen. Danach werden diese Fäden zu Stoff verwoben. Da die natürliche Farbe von Leinen ein creme oder graubraun ist, müsste man es stark bleichen, um ein reines Weiß zu erlangen. Einen Kilogramm Leinen zu produzieren, braucht viel weniger Wasser als Baumwolle. Leinen braucht 214 Liter Wasser um 1 kg Material herzustellen – Baumwolle braucht 22 000 Liter Wasser um ein T-Shirt und eine Jeans herzutellen[4]. Außerdem ist Leinen biologisch abbaubar.
Bio-Baumwolle / Baumwolle
In Anbau und Produktion ist Baumwolle am aufwendigsten. Das Material braucht bei beidem sehr viel Wasser, und beim Anbau kommen sehr viele Pestizide zum Einsatz, die auch in den globalen Wasserspeicher, in Seen, das Meer, und andere Gewässer, sowie in die Kleidung gelangen. Baumwolle ist biologisch abbaubar und Bio-Baumwolle ist natürlich nachhaltiger. Bio-Baumwolle braucht, zum Beispiel, nur 704 Liter Wasser, um ein T-Shirt zu produzieren[5]. Normale Baumwolle braucht 2.700 Liter[6]. Bio-Baumwolle braucht auch 25% weniger Pestizide und produziert 46% weniger CO2 [7]
Tencel Modal
TENCEL™ ist ein Marke die Lyocell und Modal herstellt. Beide Fasern werden aus Holz gewonnen, die von Holzstücken zu einem Zellstoff aufgelöst und zu Fasern gesponnen werden. Diese werden zu weichem, feuchtigkeitseffizientem, und hautfreundlichem Stoff gewoben. Der Prozess ist umweltfreundlicher als künstliche Fasern, da die Herstellung mit giftfreien und biologischen Lösemitteln erfolgt. Dieser Stoff ist ebenfalls biologisch abbaubar.
Solange diese Materialen rein sind, also nicht mit anderen Materialen gemischt, sind sie biologisch abbaubar. Um die umweltfreundlichste Alternative zu finden, kannst du darauf achten, ob die Materialen ein ökologisches Prüfsiegel haben. Weitere Infos über ökologische Prüfsiegel kannst du unter der dem Einkaufsrategeber „Textil-Siegel“ von Greenpeace finden.

Neben den natürlichen Materialen gibt es auch Künstliche. Diese werden chemisch hergestellt und haben den großen Nachteil, dass sie nicht nachhaltig und nicht biologisch abbaubar sind.
- Acryl
- Polyester
- Nylon
- Elasthan
Acryl
Acryl ist ein künstliches Material, dass aus Erdöl hergestellt wird. Da es eine Art Plastik ist, wird beim Waschen Mikroplastik freigesetzt. Acryl ist eine billige Alternative zu Wolle, und wird deswegen oft in Wollkleidung gemischt. Acryl besteht aus einem krebserregenden synthetischen Polymer. Es braucht von allen künstlichen Fasern am meisten Energie – 175 MJ/kg[8]. Im Vergleich dazu braucht Leinen nur 10 MJ/kg und Baumwolle 60 MJ/kg[9]. Acryl kann weder biologisch abgebaut noch recycelt werden.
Polyester
Polyester ist ein künstliches Material. Die Grundbaustoffe dafür sind Erdöl und Erdgas. Polyester braucht 125 MJ/kg Energie[10]. Eine umweltfreundlichere Alternative ist, das Material aus recycelten PET-Flaschen zu gewinnen. Dennoch wird beim Waschen Mikroplastik freigesetzt. Der Recyclingvorgang von Polyester ist sehr aufwendig, da das ausschließlich mit chemischen Prozessen möglich ist. Polyester wird auch oft als Misch-Material verwendet.
Nylon
Nylon, oder auch Polyamid, wird als künstlicher Ersatz für Seide verwendet und aus Kohlenstoffatomen von Erdöl hergestellt. Die Produktion von Nylon ist nicht umweltfreundlich und verbraucht bei der Produktion 130 MJ/kg Energie[11]. Das Material ist nicht biologisch abbaubar und setzt beim Waschen Mikroplastik frei. Eine umweltfreundlichere Alternative ist Econyl. Dies wird aus wiederverwerteten Materialen, zum Beispiel aus alten Fischernetzen, hergestellt, setzt aber dennoch Mikroplastik frei und ist nicht biologisch abbaubar.
Elasthan
Elasthan ist häufig mit anderen Materialen gemischt, um es wie der Name schon verrät, elastischer zu machen. Der Stoff wird aus Erdöl gewonnen. Elastan wird aus verschieden Polymeren in einer Trommel zusammengeschleudert und am Ende mit Chemikalien festgesetzt. Das heißt, dass der Prozess nicht nur giftig, sondern auch energieaufwendig[12] Elasthan ist nicht biologisch abbaubar und Mikroplastik wird freigesetzt.
Quellen
[1] https://www.utwente.nl/en/et/wem/education/msc-thesis/2015/averink.pdf
[2] https://www.tfz.bayern.de/mam/cms08/rohstoffpflanzen/dateien/191219_kurzfassung_hanfstoff_1107.pdf
[3] http://www.andykerr.net/hemp-environmental-benefits
[5] https://sourcingjournal.com/topics/raw-materials/report-truth-organic-cotton-impacts-68512/
[6] https://www.worldwildlife.org/stories/the-impact-of-a-cotton-t-shirt