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Kein Gender und kein Bock auf Männers!

They against heteronormatives

Männlich oder weiblich? Nein, Mensch. Zitas ist nicht-binär und zeigt dem Patriarchat auch ohne Geschlecht den Mittelfinger.

Kurze Aufklärungsrunde: Nicht-binär findet Platz im Transgender Spektrum und be- zeichnet vereinfacht eine Geschlechtsidentiät, welche von den Begriffen Mann und Frau abweicht, aber auch beide vereinen kann. Zitas ist somit weder männlich noch weiblich, sondern schlicht und einfach non-binary, also geschlechterlos, also der Alb- traum für FPÖler.

Welch abnormen Lebensstil „Es“ wohl führt? Bullshit. Zitas gewährt uns Einblick in seine Lebenswelt und dem täglichen Kampf gegen Toxic Masculinity, dem Patriarchat und Geschlechterstereotypen.

Wie ist dein Umfeld mit deinem Outing umgegangen?

Zitas: Ein richtiges Outing hatte ich nicht, es hat sich einfach so ergeben. Weil ich in einem sehr queeren Umfeld bin und die meisten meiner Freunde irgendwo auf dem Spektrum liegen, war das jetzt nie Thema.

Erlebst du Diskriminierung im Alltag?

Zitas: Ja schon. Also ich bin im alten AKH (Campus der Universität Wien) bespuckt worden. Das war ganz nett. An diesem Abend sind mehrere Sachen vorgefallen, wo Leute Beleidigungen gesagt haben und dachten es ist die richtige Bezeichnung. „Tranny“ und sowas.
Alleine abends unterwegs sein ist auch sehr scary, weil man nie weiß. Die Person, die gerade an mir vorbei geht, kann jetzt entweder denken „Ok, ist ein Typ mit langen Haaren“, was grundsätzlich das wenig Schlimmste ist. Die Person, die vorbeigeht, könnte aber auch denken „Oh, ich hate crime die Person jetzt“ (Hate crime = Hassver- brechen). Oder ich passe (durchgehen) als Cis-Frau oder Trans-Frau und das ist halt auch blöd. Männer hassen Frauen.

Oder wenn man auf Urlaub fährt zum Beispiel, muss man vorher abchecken, ob man safe ist wo man hinfährt. Muss ich meinen Kleidungsstil anpassen damit ich nicht auffalle und mir nichts passiert? Das sind halt Sachen, über die sich Cis-Personen oder nicht queere Personen keine Gedanken machen müssen.

Du bist ursprünglich aus Oberösterreich. Wie nimmst du in deinem Fall den Unterschied zwischen Stadt und Land wahr, bezogen auf deine Identität?

Zitas: In Wien ist es leichter, weil Wien offener ist. Sicher wird man in Wien auch diskriminiert – in Oberösterreich bin ich nicht bespuckt worden, in Wien schon. Aber als ich noch in Oberösterreich gewohnt habe, war ich auch noch viel angepasster. So wie ich jetzt in Wien herumlaufe, bin ich noch nie und würde ich wahrscheinlich in Oberösterreich auch nicht herumlaufen, weil ich auch eher davon aus- gehe, gehatecrimed zu werde.

Wie gehst du mit der Kritik „Non-Binary-People richten sich selber nur nach Geschlechterstereotypen“ um?

Zitas: Find ich dumm irgendwie. Es richtet sich jeder nach diesen Stereotypen. Wichtig ist zu akzeptieren, dass manche Menschen nicht nach diesen Stereotypen leben oder diese nicht erfüllen.

Wie reagieren Menschen üblicherweise auf dich, wenn sie dich kennenlernen. Erkennst du Unterschiede zwischen LGBTQIA+ Leuten und hetero Cis-Men- schen?

Zitas: Ja definitiv. Ich bin von den wenigsten hetero Cis-Personen, da muss ich leider sagen hetero Cis-Männern, nach Pronomen gefragt worden. Das merk ich schon, dass es in Queer-Spaces komplett normal ist. Auch wenn du Stereotyp was auch immer aussieht, fragen Leute nach. Man muss sich in Queer-Spaces nicht erklären.

Welche Probleme erkennst du innerhalb der queeren Community bezogen auf dein Geschlecht?

Zitas: Was ich schon öfter von binären Transpersonen gehört habe, sind Argumente wie „Ihr macht ein schlechtes Bild auf unsere Community“. Ich verstehe grundsätzlich wieso, weil Geschlechterstereotype und passing sehr wichtig für binäre Transperso- nen sind, aber ich nehme ja niemandem was weg. Das finde ich schade, weil dadurch manchmal schon Hass auf nicht-binäre Personen gerichtet wird. Das ist aber an der Stelle falsch, weil du solltest eigentlich sauer auf Cis-Personen, die dich diskriminieren, sein. Wir sind im selben Boot, nur halt auf anderen Sitzen.

Mit welchen Stereotypen und Stigmatisierungen hast du zu kämpfen?

Ein großes Ding, dem ich mir selber bewusstwerden muss, ist dass nicht-binäre Personen niemandem And- rogynität schulden. Du kannst ausschauen wie du willst und nicht-binär sein.

Oder Leute die grundsätzlich davon ausgehen, dass nicht-binär sein nicht existiert und behaupten, Leute machen das nur wegen Aufmerksamkeit. Welche Aufmerksamkeit bekomme ich? Die Aufmerksamkeit, die ich deswegen bekomme ist meist negativ,  also warum sollte ich das wollen?

Autor: Boris Zehethofer