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Planetare Grenzen

Was sind planetare Grenzen? Welche gibt es?

Als planetare Grenzen werden ökologische Grenzen der Erde bezeichnet, deren Überschreitung die Stabilität des Ökosystems der Erde und damit die Lebensgrundlagen der Menschheit gefährdet.

Derzeit werden zumeist neun planetare Grenzen diskutiert, die einen sicheren Handlungsspielraum für die Menschheit festlegen sollen, von denen mehrere jedoch bereits überschritten sind.

Welche neun planetaren Grenzen gibt es?

Klimawandel, Verlagerung der Ozeane, Stratosphärischer Ozonabbau, Atmosphärische Aerosolbelastung, Biogeochemische Kreisläufe, Süßwasserverbrauch, Landnutzungsänderung, Unversehrtheit der Biosphäre, Einbringung neuartiger Substanzen

Klimawandel

Die planetare Grenze „Klimawandel“ zielt darauf ab, das Risiko klimatisch induzierter und potenziell irreversibler Änderungen des Erdsystems zu minimieren. Die Grenzsetzung berücksichtigt Störungen in regionalen Klimasystemen, Einflüsse auf wichtige Klimadynamikmuster wie die thermohaline Zirkulation* sowie weitere Auswirkungen wie etwa den Anstieg des Meeresspiegels. 

Wenn wir die planetare Klima-Grenze weiter überschreiten, könnte das abrupte Veränderungen im Klimasystem auslösen. Bereits bei einer Zunahme der Temperatur von 1,5 bis 2 Grad Celsius –wovon wir nicht mehr weit entfernt sind – werden voraussichtlich Rückkopplungsprozesse im Erdsystem angestoßen, die den Klimawandel weiter verschärfen und nicht mehr beherrschbar machen, sogenannte Kipppunkte des Klimasystems.

Wie kommen wir zurück in den sicheren Bereich?

Um diese planetare Grenze einzuhalten, müssen wir Menschen den anthropogenen* Ausstoß von Kohlendioxid auf Netto-Null reduzieren.

Das heißt, dass wir zukünftig keine fossilen Energieträger mehr verwenden, indem wir Energieformen wie Windkraft, Solaranlagen, Wasserkraft oder Geothermie nutzen. Wenn wir Emissionen gar nicht vermeiden können, müssen wir sie wieder aus der Atmosphäre entfernen (sogenannte negative Emissionen).

Es geht darum, schnellstmöglich eine klimaneutrale Gesellschaft zu entwickeln, um langfristig in einen sicheren Handlungsrahmen für die menschliche Zukunft zurückzukehren.

Klimawandel und Biodiversität 

werden von den Wissenschaftlern als die wichtigsten Grenzen verstanden, da sie eine fundamentale Bedeutung für unser Erdsystem haben und für den Fortbestand der Menschen wichtig sind.

Der Richtwert beim Klimawandel von 350ppm Co2 wurde bereits stark überschritten (403 ppm im November 2017). Der Verlust von Eismassen und Gletschern, die bisher Sonnenstrahlen ins All reflektiert haben, ist nicht mehr rückgängig zu machen, der Meeresspiegel wird ansteigen und unser Klima wärmer. Auch die Intaktheit der Biosphäre ist nicht mehr gewährleistet. Die Aussterberate ist bereits 100 bis 1000 Mal höher als die natürlich zu Erwartende.

Unversehrtheit der Biosphäre

Die Biosphäre umfasst alle Räume auf der Erde, in denen es Lebewesen gibt. Die Veränderung dieser Lebensräume gilt – zusammen mit dem Klimawandel und der Einbringung neuer Substanzen wie Chemikalien und Plastik – als eine der drei zentralen Belastungsgrenzen für das Erdsystem. Ihre Überschreitung bringt große Risiken für die Zukunft der Menschheit mit sich.

Jede achte Art vom Aussterben bedroht

Es gibt schätzungsweise acht Millionen Arten auf der Welt: Von den besser bekannten, oft größeren, wie etwa höheren Pflanzen, Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Fischen, bis zu den ganz kleinen und oft noch weitgehend unbekannten, vor allem Insekten, aber auch Mikroorganismen wie Pilzen, Protisten* und viele Algen. Einige Kleinstlebewesen wie Bakterien und Archaeen, die sogenannten Prokaryoten, sind hier aber nicht mit eingeschlossen. Von diesen acht Millionen sind etwa eine Million Arten vom Aussterben bedroht, schätzen die Expert:innen des Weltbiodiversitätsrates IPBES.

Biodiversität ist zentral fürs Klima – und umgekehrt

Eine intakte Biosphäre stabilisiert das Klima: Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen, Tiere und die Ökosysteme, die sie gemeinsam bilden, tragen maßgeblich dazu bei, dass wir in einem stabilen Klima leben und dass lebenswichtige natürliche Kreisläufe funktionieren. So trägt eine intakte Biosphäre dazu bei, dass der Kohlenstoffkreislauf funktioniert, der Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre entfernt. Außerdem verarbeiten und verteilen die Lebewesen wichtige Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor.

Der Klimawandel ist einer der Stressfaktoren für die Vielfalt des Lebens, neben der Änderung der Landnutzung etwa durch Entwaldung und Landwirtschaft, der Überfischung, Vermüllung und der Ausbreitung invasiver Arten.

Wie kommen wir zurück in den sicheren Bereich?

Um diese Belastungsgrenze nicht noch mehr zu strapazieren, müssen wir die vielen menschengemachten Stressfaktoren, denen Ökosysteme heute ausgesetzt sind, verringern  – durch eine nachhaltige Nutzung der Sphären, die wir mit den anderen Lebewesen teilen, an Land, in Binnengewässern und im Ozean. Klimaschutz, weniger Verschmutzung, klügere Raumplanung und nachhaltigere Methoden in Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei sind nur einige der Maßnahmen, die wir dafür kombinieren können.

Biochemische Kreisläufe

In den Stickstoff- und Phosphorkreislauf hat die Menschheit durch Industrie und Landwirtschaft zu viel eingegriffen. Beide Stoffe sind für das Pflanzenwachstum wichtig und werden in Form von Dünger übermäßig auf Äcker ausgebracht. Die Pflanzen können die Mengen nicht aufnehmen, wodurch die Stoffe in Gewässern, Luft und Ökosystemen landen.

Landnutzungsänderung

Wälder, Grasland und Feuchtgebiete wurden zu Ackerland umgewandelt. Die verbleibende Waldfläche, die für die Regulation des Klimas wichtig ist, ist bereits zu gering und wir haben somit den sicheren Handlungsspielraum verlassen.

In den letzten 50 Jahren hat die Menschheit große Flächen von Wäldern in landwirtschaftliche Nutzfläche verwandelt – in Deutschland ist es die Hälfte aller Flächen. Die Ausweitung und Intensivierung von Landwirtschaft und Siedlungsbau führen zum Wandel der Landsysteme, einem Verlust wichtiger Funktionen von Ökosystemen, zu Bodendegradation und einer Abnahme der biologischen Vielfalt. 

Wie kommen wir zurück in den sicheren Bereich?

Die planetare Grenze zur Landnutzung ist bereits deutlich überschritten. Vor allem wichtige Waldgebiete, wie der Amazonas-Regenwald, haben einige Ökosystemfunktionen verloren. Um diese planetare Grenze nicht noch mehr zu überschreiten, sollte Landfläche nur dann in Anspruch genommen werden, wenn es nicht vermeidbar ist. Eine nachhaltige, fleischarme Ernährungsweise kann zum Beispiel dabei helfen, den Flächenverbrauch zur landwirtschaftlichen Produktion zu verringern.

Belastung durch Chemikalien

Eine Vielzahl an langlebigen und giftigen Substanzen, wie Pestizide, Schwermetalle oder radioaktive Stoffe beeinflussen die Umwelt massiv. Die Ausbringung kann unumkehrbare Auswirkungen auf Lebewesen haben. Über 100.000 Wirkstoffe sind im Umlauf. Die Menschheit hat eine Vielzahl neuer Stoffe in die Umwelt gebracht, die es vorher so nicht gab – wie Plastik, Farbstoffe oder Flammschutzmittel. Da diese Fremdstoffe in der Evolution bisher nicht oder nur selten vorkamen, kommen Lebewesen nicht gut mit ihnen klar. 2022 stellten Forschende fest, dass die planetare Belastungsgrenze für neue Substanzen im Bereich Chemikalien und Plastik bereits überschritten ist.

Seit 1950 hat die weltweite Produktion von Chemikalien um das 50-fache zugenommen. Zwischen den Jahren 2000-2015 stieg auch die Plastikproduktion um fast 80 Prozent. Es wird erwartet, dass der Markt für Chemikalien und Kunststoffe in den kommenden Jahren weiter stark wächst. Dabei wiegt der gesamte Kunststoff auf der Erde schon jetzt mehr als alle Tiere an Land und im Meer zusammen.

Große Mengen an Plastik und Chemikalien gelangen – in der Regel unbeabsichtigt oder durch schlechtes Management – in die Natur. Geschätzte 79 Prozent des Plastiks, das seit 1950 produziert wurde, befinden sich entweder auf Mülldeponien oder in Meeren, Flüssen, Seen, dem Boden und in der Luft.

Wie kommen wir zurück in den sicheren Bereich?

Um diese planetare Grenze einzuhalten, muss der Eintrag an neuen Substanzen in die Umwelt massiv reduziert werden, etwa indem die Abfallmengen verringert und die Kreislaufwirtschaft ausgebaut und sicher gestaltet wird. Bei ganz problematischen Stoffen braucht es möglicherweise einen Aus- und Umstieg zu Alternativen oder Produktionsgrenzen.

Atmosphärische Aerosol-Belastung

Aerosole sind feste oder flüssige Schwebteilchen in der Luft, Feinstaub zählt beispielsweise dazu. Etwa 7,2 Millionen Menschen sterben jährlich durch Aerosolbelastung. Der Mensch erhöht die Belastung vor allem durch die Verbrennung verschiedener Materialien und andererseits durch Landnutzungsänderung, weil dabei Staub in die Luft gelangt.

Aufgrund der hohen Komplexität des Verhaltens von Aerosolen, konnte noch keine Grenze definiert werden.

Neben gesundheitlichen Folgen für uns Menschen belastet ein dauerhaftes Überschreiten der planetaren Grenze zur Luftverschmutzung das Klimasystem und unser Wetter. Denn die Partikel, die als Kondensationskeime wirken, verändern die Wolkenbildung und den Wasserhaushalt, vor allem regional. Insgesamt hat sich die globale Konzentration von Aerosolen seit der vorindustriellen Zeit verdoppelt.

Wie kommen wir zurück in den sicheren Bereich?

Die planetare Grenze zur Luftverschmutzung durch Aerosole ist aktuell noch nicht vollständig quantifiziert. Dennoch zeigt sich, dass regional die Luft bereits stark durch Aerosole belastet wird. Daher ist es sehr wichtig, den Ausstoß von gesundheitsschädlichen Aerosolen zu verringern – etwa durch den Ausbau erneuerbarer Energien oder den Einsatz moderner Filtertechniken für Industrieanlagen. Zusätzlich können Umweltzonen in den Innenstädten dazu beitragen, die Luftverschmutzung lokal zu reduzieren.

Meeresversauerung

Etwa ein Viertel der weltweiten Co2-Emissionen werden mittels Umwandlung in Kohlensäure von Ozeanen aufgenommen. Das verlangsamt zwar einerseits den Klimawandel, führt aber andererseits zur Versauerung der Meere, was sich negativ auf das Wachstum von Korallen, Krebstieren oder Plankton auswirkt. Glücklicherweise ist die Belastungsgrenze noch nicht erreicht.

Mehr als 25 Prozent des Co2, das die Menschheit jährlich ausstößt, wird von den Meeren aufgenommen und bildet dort Kohlensäure. Dadurch sinkt der pH-Wert des Wassers, das zwar noch nicht tatsächlich saurer ist, aber – relativ gesehen – saurer als in den letzten zwei Millionen Jahren. Das Oberflächenwasser der Meere ist heute um fast 30 Prozent saurer als zu Beginn der Industrialisierung. So einen schnellen Anstieg gab es laut Bericht des Weltklimarats in der Erdgeschichte seit mindestens 26.000 Jahren nicht mehr.

Wie bleiben wir im sicheren Bereich?

Um die Versauerung der Ozeane aufzuhalten, hilft das, was wir auch gegen den Klimawandel tun können: Indem wir unsere Netto-Emissionen auf Null reduzieren, können wir verhindern, dass der pH-Wert der Meere weiter absinkt und das Leben im Meer bedroht. Dafür braucht es eine Wende in vielen Bereichen. Ob bei der Produktion von Strom, im Straßen- und Luftverkehr, oder beim Wärmen von Häusern: Überall heißt es von fossilen Energieträgern und Treibstoffen wegzukommen und sie durch Erneuerbare zu ersetzen.

Süßwassernutzung

Der Süßwasserkreislauf wird stark vom Klimawandel beeinflusst. Weiters verändert der Eingriff des Menschen in Gewässer und die Landnutzung die globalen Wasserflüsse und Verdunstungsmengen. Daher wird vermutet, dass 2050 eine halbe Milliarde Menschen mit Wassermangel konfrontiert sein werden.

Wissenschaftler:innen unterteilen die Süßwasservorkommen der Erde in zwei verschiedene Kategorien: Das blaue und das grüne Wasser. Zum “blauen Wasser” gehören das Wasser in Flüssen und Seen, das Grundwasser sowie das Wasser, das in Gletschern und den Polkappen als Eis gespeichert ist. Auch in Pflanzen, im Boden und im Regen befindet sich Süßwasser – Fachleute sprechen hier vom “grünen Wasser”.Die planetare Grenze für grünes Wasser aus Regen, Bodenfeuchte und Verdunstung, das Pflanzen zur Verfügung steht, ist bereits überschritten. Das stellte ein internationales Team von Wissenschaftler:innen unter Leitung des Stockholm Resilience Center 2022 fest. Die globalen Veränderungen der Bodenfeuchte haben sich demnach bereits stark von den Bedingungen des Holozäns entfernt – dem geologischen Erdzeitalter, in dem sich seit ca. 11.000 Jahren die menschliche Zivilisation entwickelt – und liegen damit außerhalb des sicheren Handlungsrahmens.

Nicht immer sind die Böden ungewöhnlich trocken, sondern auch ungewöhnlich feuchte Böden treten nun häufiger auf. Beim Süßwasser, das aus Flüssen, Seen und dem Grundwasser geschöpft wird – dem sogenannten „blauen Wasser“ – sieht es hingegen besser aus: Diese Ressource befindet sich laut den bisherigen Erkenntnissen noch im sicheren Bereich, auch wenn viele Flüsse in ökologisch schlechtem Zustand sind, etwa weil sie mit Nährstoffen überdüngt oder zu hoch mit Schadstoffen belastet werden.

Der Wasserkreislauf hat sich stark verändert

Der Amazonas ist der größte Regenwald der Erde und gilt als die grüne Lunge des Planeten. 

Er trägt zur Regulation des Klimas bei und speichert große Mengen Co2 in Form von Kohlenstoff. Damit der Regenwald überlebt, braucht er genügend Feuchtigkeit. Allerdings trocknen durch den Klimawandel und durch Abholzung die Böden aus und durch den Verlust der Vegetation im Regenwald wird der regionale Wasserkreislauf aus Verdunstung und Niederschlag irreversibel zerstört.

Sollte der Amazonas seinen Kipppunkt erreichen, wird der Regenwald zu einer Savanne und entwickelt sich von einer Senke zu einer Quelle zusätzlicher Treibhausgase. Denn das in den Pflanzen und im Boden gespeicherte Co2 würde wieder freigesetzt. Die planetare Belastungsgrenze fürs Süßwasser ist wegen dieser Rückkopplung also auch für das Klima sehr wichtig.

Wie kommen wir zurück in den sicheren Bereich?

Um die planetare Wasser-Grenze einzuhalten, können wir

  • die Entwaldung stoppen – denn Pflanzen halten den Wasserkreislauf aufrecht.
  • Wasser sorgsamer und effizienter nutzen und die Nutzung regional an den sich nachhaltig erneuerbaren Ressourcen ausrichten.
  • den Wasserhaushalt in der Landschaft so schützen, dass es eine nachhaltige Balance aus Verdunstung, Versickerung und Abfluss gibt.
  • die Verschmutzung der Oberflächengewässer und des Grundwassers stoppen.

Stratosphärischer Ozonabbau

Die Ozonschicht schützt uns vor schädlicher UV-Strahlung der Sonne. Durch das weltweite Verbot von ozonzerstörenden Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), das 1987 im Montrealer Protokoll vereinbart wurde, scheint die Menschheit einen Weg gefunden zu haben, auch zukünftig innerhalb eines tragbaren Rahmens zu bleiben.

Die Ozonschicht liegt in der Stratosphäre 15 bis 50 Kilometer über dem Boden und enthält etwa 90 Prozent des atmosphärischen Ozons. Das Ozon absorbiert einen Teil der UV-Strahlung der Sonne, die gefährlich für Lebewesen wäre. In den 1980er Jahren wurde festgestellt, dass die Ozonschicht abnahm, besonders über der Antarktis, rund um den Südpol. Damit stiegen die Risiken, die von einer erhöhten UV-Strahlung ausgehen. Glücklicherweise handelte die Weltgemeinschaft sehr schnell, als klar wurde, was passierte. Vertreter:innen der Staaten trafen sich in Kanada und beschlossen, die FCKW zu reduzieren. Mit dem Montrealer Protokoll von 1987 und den Folgeabkommen wurde die Produktion dieser schädlichen Chemikalien fast auf Null reduziert. Dieser große politische Erfolg bewahrte uns vor der Überschreitung dieser Belastungsgrenze. Ein weiterer Anstieg der ultravioletten Strahlung am Boden hätte zu schweren Folgen für die Menschheit, für Tiere und Pflanzen geführt.

Wie bleiben wir auf dem sicheren Weg?

Durch schnelles Handeln konnte die Welt die Überschreitung der Belastungsgrenzen der Ozonschicht verhindern. Wenn sich alle Staaten weiter an die Verpflichtungen aus dem Montrealer Protokoll halten, wird das Ozonloch eines Tages ganz verschwinden. Da die FCKW in der Atmosphäre eine Lebensdauer von 50 bis 100 Jahren haben, dauert die Erholung des Ozonlochs jedoch noch bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts.

Die planetaren Grenzen gelten heute in sechs der neun Dimensionen bereits als überschritten. So haben wir Menschen die Atmosphäre bereits um global 1,2°C erwärmt und steuern derzeit darauf zu, diverse unumkehrbare Kipppunkte im Klimasystem zu überschreiten.

Bereits überschrittene Grenzen:

Klimawandel, Intaktheit der Biosphäre, Biogeochemische Kreisläufe, Landnutzungsänderung, Belastung durch Chemikalien, Süßwassernutzung

Noch nicht quantifizierte Grenzen:

Atmosphärische Aerosol-Belastung

Nicht überschrittene Grenzen:

Meeresversauerung, Stratosphärischer Ozonabbau

Der Albedo Effekt 

Die Albedo ist eine Maßeinheit, die angibt, wie gut Flächen Lichtstrahlen reflektieren. Vielleicht kennst du es ja von Glas: Dein Nachbar öffnet gegenüber sein Fenster und auf einmal fällt ein Lichtstrahl in dein Zimmer. Das geöffnete Fenster hat die Sonnenstrahlen umgelenkt.

So ähnlich funktioniert die Reflexion auch bei anderen Oberflächen. Die Strahlen der Sonne treffen zum Beispiel auf Wolken oder Schnee. Diese reflektieren die Strahlen und lenken sie in eine andere Richtung um, meist wieder Richtung Weltall. Dagegen absorbiert zum Beispiel ein dunklerer Nadelwald einen Großteil der Strahlung. Sie bleibt somit auf der Erde. Je mehr Sonnenstrahlen eine Fläche absorbiert, umso geringer ist daher ihre Albedo. 

Welche Faktoren sind für die Albedo entscheidend?

  • Die Beschaffenheit und Farbe der Flächen – Glatte, helle Flächen reflektieren stärker. Ihr Albedo-Wert liegt auf der Skala näher bei eins, was einer hundertprozentigen Reflexion entspricht. Dagegen weisen dunkle Flächen einen Albedo-Wert in der Nähe von null auf.
  • Wellenlänge der Sonnenstrahlen – Das Bundesamt für Strahlenschutz erläutert, dass im Sonnenlicht kurzwellige bis langwellige Strahlen vorkommen. Laut Spektrum reflektieren zum Beispiel Wolken kurzwellige Strahlen bis zu 90 Prozent, aber langwellige nur zu 10 Prozent.
  • Einfallswinkel der Strahlen – Je flacher der Einfallswinkel ist, desto mehr lenkt die Reflexion die Strahlen ab. So nimmt zum Beispiel bei Wasser die Albedo zu, wenn die Sonne tief steht. Der Stand der Erde zur Sonne beeinflusst die Reflexionsfähigkeit. Je nach Tages- oder Jahreszeit verändert die Erde ihre Position: Die Sonne erscheint höher oder tiefer am Himmel. Das Alfred-Wegener-Institut zeigt in seinem Meereisportal auf, dass die geografische Position auf der Erdkugel ebenfalls eine Rolle spielt. An den Polen treffen die Sonnenstrahlen in flachem Winkel auf. Die Folge ist eine starke Rückstrahlung. Dagegen verringert sich die Rückstrahlung am Äquator. Hier treffen die Strahlen fast senkrecht auf die Erde.

Die Albedo und ihre Klimawirkung 

Die Albedo von Eis- oder Schneeflächen kann durch ihre ausgeprägte Reflexion das Klima beeinflussen.

Das Alfred-Wegener-Insitut erklärt den Eis-Albedo-Effekt. Vor allem an den vereisten Polkappen der Erde kann dieser durch einen Rückkopplungseffekt die Erderwärmung beschleunigen:

  • In warmen Sommern schmelzen weite Gebiete der Eisplatten ab. Die größeren, dunkleren Wasserflächen, die dabei entstehen, reflektieren die Strahlung schlechter. Das Meer erwärmt sich stärker, was zu einer zunehmenden Eisschmelze führt.
  • Der Schnee und die Eisschicht reflektieren normalerweise etwa 80 bis 90 Prozent der Sonnenstrahlung. Fehlt der Eisschild und treffen die Strahlen auf das dunkle Wasser, kann dieses nur noch 10 Prozent umlenken. Die restliche Strahlung absorbiert das Wasser und erwärmt die Umgebung.
  • Dieser Effekt kann sich so jedes Jahr selbst verstärken. Wissenschaftler:innen warnen, in der Arktis gehe von der Eis-Albedo-Rückkopplung eine enorme Klimawirkung aus.

Das Wissensportal des Helmholtz-Institutes berichtet, wie empfindlich die Albedo auf Veränderungen wie Luftverschmutzung reagiert. Schon eine dünne Staubschicht auf dem Schnee bringt eine schlechtere Reflexion mit sich. Der Schnee taut dadurch schneller weg. Aus diesem Grund schützen im Sommer helle Planen das Gletschereis vor zu starker Erwärmung. Ansonsten könnte sich die Gletscherschmelze durch den Albedo-Effekt noch stärker beschleunigen.

Wie die Albedo das Stadtklima beeinflusst

Praktisch jede Oberfläche besitzt die Fähigkeit, mehr oder weniger gut Sonnenstrahlen zu reflektieren. Das trifft auch auf Flächen zu, die der Mensch gestaltet. So weisen Städte und urbane Gebiete ebenfalls eine Albedo auf. Die oftmals dunklen Flächen können die Sonnenstrahlen nur geringfügig reflektieren und lassen so die Temperatur der Umgebung ansteigen. Wenn du im Sommer auf der Straße unterwegs bist, hast du zwischen den Häusern bestimmt schon die Hitze gespürt, die sich in der Stadt staut.

Der Deutsche Wetterdienst erläutert, dass Flächen aus Beton, Ziegeln oder Kies eine geringere Albedo besitzen als zum Beispiel ein Park. Besonders die meist dunklen Dachziegel reflektieren wenig Sonnenstrahlen und tragen zur Erwärmung der Umgebung bei. 

Die Wände der Gebäude und die versiegelten Flächen dazwischen erwärmen zusätzlich die Luft in der Umgebung. Ein Weiteres trägt der schwarze Asphalt auf Straßen und Plätzen bei. Der Unterschied zu naturbelassenen Flächen ist so ausgeprägt, dass Expert:innen vom Stadtklima sprechen.

Der Albedo-Effekt lässt sich jedoch auch nutzen. Durch eine günstige Gestaltung der Gebäudeflächen lässt sich die Erwärmung gezielt verringern. Das zeigen die traditionell weiß getünchten Häuser in den Mittelmeerländern. Das Fachmagazin Baulinks bestätigt, dass sich ein weißer Anstrich oder weiße Dachziegel positiv auf die umgebende Lufttemperatur auswirken.

Solche Maßnahmen gibt es unter anderem schon in der Bauverordnung von Kalifornien. Der Energy Efficiency Standard für Gebäude sieht „Cool Roofs“, also kühle Dächer vor. Die mit hellen Materialien gedeckten Häuser können so die Sonnenstrahlen besser reflektieren als herkömmliche dunkle Dächer. Die UN sieht in den „Cool Roofs“ noch einen weiteren Klimavorteil: Durch die Farbänderung lässt sich auch ein Teil des Energieverbrauchs der Klimaanlagen einsparen.2

*anthropogen bedeutet durch den Menschen beeinflusst, verursacht, hergestellt

*Die thermohaline Zirkulation, umgangssprachlich auch globales Förderband ist ein ozeanografischer Terminus für eine Kombination von Meeresströmungen, die vier der fünf Ozeane miteinander verbinden und sich dabei zu einem globalen Kreislauf vereinen.3

*Protist bedeutet einzelliges Lebewesen

 

Quellen:

  1. https://helmholtz-klima.de/planetare-belastungs-grenzen
  2. https://utopia.de/ratgeber/albedo-effekt-diese-bedeutung-hat-er-fuer-den-klimawandel/
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Thermohaline_Zirkulation

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